Mittwoch, 31. August 2011

Die kreative Baustelle

......und das "Badehochhaus", oder der Campanile von Mesquita Baixo!
Wie schon erwähnt, liege ich seit Tagen mit Rosario, dem Vorarbeiter im Clinch, wie der Anbau, der Außendusche+Wc und Waschbecken, gestaltet wird. Ich habe ein sehr gutes Gefühl für Proportionen und Formen, - das war ja schließlich mal mein Beruf. So streite ich die letzten Tage mit Rosario herum, wie hoch denn dieser Anbau werden sollte. Rosario hat nur sein Massband und technische Daten im Kopf, - das die Konversation in Portugiesisch stattfindet, erleichtert die Sache auch nicht!
"Rosario, wenn diese Ziegelreihe fertig ist, dann ist endgültig Schluss"! No, No Senhora, braucht mindestens noch 3 Reihen Ziegel, schau, da ist die Eingangstür, braucht +20cm und dann noch 20cm Träger darauf.
"Nein Rosario, komm schau dir das aus der Entfernung an, das kleine Duschhäuschen wird ja höher als das ganze Haus!"
No, No, Senhora, das ganze Nivel mit Schlauchwaage gemessen, muss so sein!
Rosario, kennst du New York? - da haben sie Häuser, die nennt man Wolkenkratzer, - ich will hier nur eine kleine Außendusche und keinen Wolkenkratzer!
Schließlich einigten wir uns in der Mitte, - als der Prachtbau dann fertig war, sah Rosario selbst, ...schau Rosario, jetzt hast du einen Campanile gebaut, fehlt nur mehr die Glocke!
Die Köpfe wiegen hin und her, - was tun? Haus höher bauen,  - dann sieht das Badehaus kleiner aus, - Dach tiefer setzen, macht es auch kleiner, - Erde aufschütten, - Pflanzen ansetzen, - Steine aufschlichten, ....irgend etwas wird mir schon einfallen, um alles wieder in Balance zu bringen!
So geht es auch mit der Gartengestaltung, Probleme tauchen auf, - doch es sind keine Probleme, sie brauchen nur neue kreative Lösungen, - da der Baggerfahrer statt guter Erde, die alte Strasse in mein geplantes Blumenbeet versenkt hatte, standen mir zuerst die Haare zu Berge (apropos Haare, war beim Friseur, waschen, schneiden, färben, Packung mit weißer Schokolade, ... alles zusammen 25.- Euro!)
Aber zurück zur Gartengestaltung, - die schlechte  Erde wieder wegbaggern? Aber nein, da liegen so viele riesige Steine herum, ich mache jetzt ein Gebirge, davor viele exotische Pflanzen, wird toll aussehen, muss jetzt nur noch den Baggerfahrer fragen, was es kostet, die Tonnenschweren Blöcke zu bewegen, - wenn das funktioniert, sieht es sicher fantastisch aus!





Meine Zitrusplantage gedeiht auch schon, der Orangenbaum Valencia Late, hat derzeit Blüten, der Mandarinenbaum hat auch schon Knospen, die alte Steineiche überschüttetet mich mit reifen Eicheln, die ersten Oliven werden reif, ich suche im Internet schon nach Rezepten und heute flog ein herrlich bunter Schmetterling, in der Größe eines kleinen Vogels, durch den Garten, - die Natur hier ist schon sehr aufregend!

Fastenzeit

Obwohl kein Kirchengänger, wurde mir schon vor vielen, vielen Jahren, der Sinn der Fastenzeit klar, - die guten Dinge verlieren ihren Wert und man weiß sie nicht mehr zu schätzen, wenn man sie täglich am Tisch hat. Da mein Mann gutes Essen über alles liebt, war unser Kühlschrank immer voll gefüllt mit leckeren Dingen und ich habe mir stundenlang den Kopf zerbrochen, was ich denn Weihnachten oder Ostern kochen sollte, um diese Feste, mit besonderen Mahlzeiten hervorzuheben!
Jetzt erlebe ich eine Fastenzeit der besonderen Art, - Dinge des alltäglichen Lebens, die ich nie als etwas Besonderes geschätzt habe, sind auf einmal nicht mehr selbstverständlich!
Jetzt stelle ich es mir traumhaft vor, wenn ich zu einem Wasserhahn gehen kann, ohne über Schuttberge kraxeln zu müssen, wie es sein wird, ganz normal in ein Badezimmer zu gehen, duschen, pflegen, eincremen...., in eine Küche zu gehen und einfach eine Kastentüre öffnen, die Ölflasche entnehmen, und guten Salat zubereiten, ohne dass ich dafür mein Bett zur Seite schieben muss, um an die Kiste mit der Ölflasche zu kommen.
Meine malerische Freiluft  Küche, ist meist ein wildes Sammelsurium von Werkzeugen und essbaren Dingen.
Im großen und Ganzen finde ich dies als eine sehr heilsame Erfahrung, ich denke 70% der Erdenbewohner leben unter schlechteren Umständen! Ich habe dies selbst gewählt, ich kann jederzeit in mein Auto steigen, in ein Restaurant essen gehen usw. , - wie viele Menschen können das nicht!
Ich muss auch immer an die vielen Menschen denken, die hier um einen Hungerlohn mein Haus renovieren, täglich stundenlang in der größten Hitze Schwerstarbeit verrichten, keiner der Arbeiter bezieht mehr als 500,- Euro Monatslohn!
So bewundere ich auch das können und den Fleiß, des kleinen alten Mannes, der gerade meine Gartenmauer neu errichtet. Ich habe diese Arbeit bei einer ansäßigen Firma in Auftrag gegeben und dachte, die werden mir jetzt 5 Arnold Schwarzenegger schicken, weit gefehlt!
Das errichten dieser Natursteinmauern ohne Beton, ist eine Kunst, die nur mehr wenige beherrschen! Der Chef der Firma baggert die benötigten Steine an Ort und Stelle, das ist aber auch alles, der Rest ist Handarbeit. So war ich dann wirklich verblüfft, dass die 2 kräftigeren Männer lediglich die Handlanger waren,  Lehmgemisch zubereiten und Schubkarren fahren, - der eigentliche Erbauer der edlen Mauer ist ein altes Männchen, sicher einen Kopf kleiner wie ich und keine 50kg schwer. Er visiert den Steinehaufen an, und plötzlich schießt er los, hebt einen Stein auf, - er passt punktgenau in die Mauer! Nebenbei hat dieses Fliegengewicht keine Probleme, einen 40kg Stein aufzuheben und ihn sanft auf die Mauer zu setzen, - einfach unglaublich!



So bewundere ich jeden Abend das neu entstandene Mauerstück, leider kann ich mir derzeit nur 30 Laufmeter neue Mauer leisten, ..... angedenk der vielen halb verfallenen Mauern auf meinem Grundstück, kann ich, das nötige Kapital vorausgesetzt, dieses Genie von Mauerbauer, bis zu seinem hundertsten Geburtstag beschäftigen! (auf den Fotos ist der alte Mann, derjenige mit dem weißen Hut, er ist so klein, dass er kaum zu sehen ist!)
Fortsetzung folgt......

Montag, 29. August 2011

Lagerkoller

Mein Auge braucht Schönheit und Harmonie, - derzeit sehe ich nur Schutt, Dreck, Müll, Unkraut.......Ich brauche all meine Phantasie, um mir die Dinge schön zu schauen!
Früher habe ich immer Ausflüge in die noble Welt der Algarve gemacht, Prachtvolle Häuser, traumhafte Gärten, Geschäfte mit schönen Dingen,....zwei, drei Stunden an den Strand fahren, - dann ist es kein Problem zu dieser "Mistgsetten" zurück zu fahren, wieder Schutt zu schaufeln und Müll in Säcke zu packen..
Doch nun kann ich einfach nicht mehr weg, - das hat verschiedene Gründe.......während die Bauarbeiter am werken sind, kommt alle halbe Stunde eine Frage, - wir haben ja keinen Architektenplan, - so fragt man immer wieder, wo kommt das Fenster hin, wie hoch wird die Türe, wo soll der Abfluss montiert werden, ....außerdem muss ich den Burschen, obwohl sie wirklich tüchtig sind, immer auf die Finger sehen, damit nichts schief läuft
Nachdem die Wände vom alten Putz befreit waren, kamen so schön geschlichtete Steinwände zum Vorschein, dass ich eigentlich Teile dieser Wände ohne Verputz lassen wollte. Während ich aber den halben Nachmittag mit dem Vorarbeiter über die Gestaltung des Vorbaues diskutierte, stellte ich am abend entgeistert fest, dass alle Innenwände schon wieder mit Vorspritzer verputzt waren! Na ja, soll nichts Schlimmeres passieren, ade alte Steinmauern.... aber ich muss wirklich aufpassen wie ein Haftlmacher.
Wenn dann um 4h nachmittags, die Arbeiter ihre sieben Sachen zusammen packen, muss ich hier weiter picken bleiben, um meine Habseligkeiten zu bewachen. Es wird hier sehr viel gestohlen, - wobei ich keineswegs Angst vor den Profi Banden habe, die finden lohnendere Projekte in den reichen Vierteln, - nein, meine Sorge gilt vielmehr den Zigeunern!
Leider hat Helena gelegentlich Geschäfte mit den Zigeunern gemacht, die handeln auch alle mit Pferden, - und so sind sie auch bei mir schon aufgetaucht um mir Pferde zu verkaufen, da weder Zaun, noch Einfahrtstor existieren, fahren sie mit ihren Gespannen direkt zum Haus, am Karren hinten ein zwei Pferde angebunden. Jeder hier berichtet, die Zigeuner stehlen wie die Raben, alles was nicht niet und nagelfest ist.
Einmal haben sie bei Helena sogar ein Pferd gestohlen, es ist nie wieder aufgetaucht!
Anfangs habe ich versucht einfach nur Deutsch zu sprechen, aber die sind hartnäckig und geduldig, ich habe ihnen dann doch auf Portugiesisch erklärt, dass ich nun das Grundstück gekauft habe und Donna Helena nicht mehr hier ist, - aber ihre Pferde sind ja noch da, kam prompt als Antwort, - ja momentan sind die Pferde noch da, aber die kommen auch bald weg, - fahrt nach Foupana, da hat die Donna ihr neues Haus!
Das Palavre dauerte ewig,  - ich meinte ich muss jetzt wieder arbeiten, nächste Woche kommt mein Ehemann und da soll schon einiges in Ordnung sein! Ah, dann kommen wir nächste Woche wieder, - ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist, ich mag Pferde, aber mein Ehemann nicht, wenn ihr mit Pferden kommt, ruft er sicher die Polizei!
Ich hoffe, hoffe, das das gewirkt hat, wohl ist mir jedenfalls nicht bei dem Gedanken, dass diese Typen da einfach so herein spazieren.
Wohl bemerkt, ich habe keine Vorurteile gegen Roma, ich schätze ihre uralte Kultur und ihre Eigenheiten, ich würde sie auch als Gast willkommen heißen, aber mit ungebetenen Gästen, habe ich keine Freude.
Helena ist ja die meiste Zeit nicht hier, mit ihrem Sohn oder Freunden unterwegs, - na ja und so sitze ich fest!
Eines ist klar, die Einfahrt braucht bald ein Tor, die Steinmauer muss schnellstens wieder aufgestellt werden, und ich brauche dringend einen Hund, möglichst groß und scharf!
Ich habe vorher schon einmal angedacht, wenn Axa erst einmal hier ist, brauche ich einen zweiten Hund für sie, damit sie nicht alleine ist. Ich wollte einen schönen Refraun de Alentejano kaufen, das ist auch ein Herdenschutzhund so wie Axa. Doch wer weiß, wann ich Axa endlich mitnehmen kann und um eine gute Hundezucht zu suchen, habe ich momentan wirklich keine Zeit!
Jetzt wächst in mir schon immer mehr der Gedanke, einen Asylanten Hund aufzunehmen. Die Engländer die hier an der Algarve wohnen, sind sehr aktive Tierschützer, - es gibt eine gratis Zeitung, die in allen Supermärkten aufliegt, - da stehen jede Woche viele erschütternde Tierschicksale drin. 4 Welpen in Müllsack an der N125 gefunden, 3 Welpen aus einem Gully in Lagoa gezogen, 3 Wochen alte Welpen aus Mülltonne gerettet....Die Engländer haben einige Tierstationen, die Hunde werden geimpft und aufgepäppelt, ältere sterilisiert und laufend werden Flugpaten gesucht, die Hunde nach UK begleiten.
So kommt es mir fast wie Frevel vor, einen guten Rassehund zu kaufen, auf der anderen Seite, weiß man bei den Mischlingen nie, was einmal daraus wird, - dabei geht es mir nicht ums Aussehen, sondern nur um den Charakter! Nun hoffe ich halt, das das richtige Hunderl seinen Weg zu mir finden wird, - Katzies brauche ich dann auch noch dringend, - ich möchte bitte Mausfrei wohnen!
Jetzt stecke ich meinen Router wieder aus, ist jedes Mal mit Lebensgefahr verbunden, - siehe Bild!

Samstag, 27. August 2011

Alltagsleben

Seit der Umbau des Hauses begonnen hat, ist es vorbei mit der Gemütlichkeit. Irgendwie habe ich ja Talent mich immer und überall schnell zu organisieren und eine nette Umgebung zu schaffen. Vor Beginn der Bauarbeiten war es  nicht gerade Luxus, aber es ging, - immerhin gab es Dusche und WC, ich hatte genügend Platz um Salate und andere Kleinigkeiten zuzubereiten, konnte schlafen gehen und aufstehen wann ich wollte, und konnte kommen und gehen wann ich wollte und konnte meine Eingangstür mit einem Vorhängschloss verschließen.
All das ist jetzt vorbei!!!!!!!
Die Bauarbeiter kommen täglich um 7h früh. Bin ja jetzt schon gut, im Handy Wecker stellen, - leider zu gut! Hatte ich früher nur auf Ok gedrückt, wenn es bimmelte, - es läutete daraufhin alle 3min wieder, solange bis ich endlich aufstand, eine Brille suchte, und den kleinen Knopf für "Aus" drückte, - bin ich jetzt schon perfekt darin auch im Halbschlaf beide Tasten zu finden, - dann ist Ruhe!!
Am dritten Tag der Bauarbeiten, drückte ich schon ganz automatisch den Ton weg und schlief himmlisch weiter.
"Bon Dia Senhora", - ich riss die Augen auf und blickte in die Gesichter von 4 verlegen grinsenden Bauarbeitern! Super, ich ohne Pyjama mit abgestrampelter Decke im Bett!!!!
Jetzt liegt das Handy weit entfernt, ich muss aufstehen um es abzuschalten. Klettere über Schuttberge um Wasser für den Kaffee zu holen, dazu gibt es jetzt nur mehr frische Früchte, meistens Feigen, die brauche ich nur zu pflücken. Früher hatte ich immer einige Kekse zum Kaffee, - das habe ich jetzt aufgegeben, denn alles wird von den Tieren gestohlen. Habe ich die Packungen draußen, holen sie die Hunde, sogar verschlossene Schachteln sind in der Früh weg, das Lehrgebinde finde ich dann im Laufe des Tages verstreut auf der Farm.
Essen in meinem Kämmerlein aufzubewahren, ist auch keine gute Idee, - zumindest nicht für mich, - die Mäuse finden das genial!
Eigentlich habe ich ja einen Vertrag mit Helena, dass wir ihre Küche, bis zu ihrem Auszug, gemeinsam benützen, doch entweder hat sie das nicht verstanden, oder sie negiert es. Es kam noch nie die Frage, - möchtest du dir etwas kochen und als ich anfänglich einmal hineinging um mein Geschirr abzuwaschen, hat sie mich ganz irritiert angesehen!!!
Ich könnte natürlich mit ihr sprechen und auf unsere Vertraglichen Vereinbarungen bestehen, doch wer Helenas Küche kennt, wird verstehen, dass ich gerne darauf verzichte! Meistens sind die 6 Hunde in der winzigen Küche eingesperrt, und da diese Hunde nicht sehr gepflegt sind, stinkt es bestialisch!
Außerdem ist die Küche, wie alles in Helenes Bereichen, vermüllt!
Ich habe noch nie gesehen, wie jemand so viel Müll in seiner Umgebung ansammelt, nicht das Helena eine ungepflegte Frau wäre, eher das Gegenteil, doch für sie ist alles wertvoll, alles wird aufgehoben.


Ich versuche seit Wochen, das kleine Lagerhaus frei zu räumen, ich würde es dringend als Lager für Brennholz brauchen, doch es ist noch immer kein Ende in Sicht, - das Häuserl war zugeschlichtet bis unters Dach!
Für mich gäbe es da nur eine Lösung, riesiger LKW und alles auf den Müll! Aber nein, Helena sortiert alles aus, verpackt es neu und übersiedelt es auf ihr neu gepachtetes Grundstück. Der Verpächter tut mir jetzt schon leid, denn irgend wann werden aus seinen 3,5 Hektar Natur eine Müllhalde werden.


Als Helenas Sohn ankam, mir sehr unfreundlich zu verstehen gab, dass es nicht sehr respektvoll gegenüber seiner Mutter ist, so schnell mit dem Umbau zu beginnen und hier alles umzuräumen, dann noch begann, den Müll, den ich unter größtem Ekel aus dem Haus getragen habe, wieder zurückzuräumen, weil es heute Nacht vielleicht regnen könnte und der ganze Plunder nass würde, - da währe mir fast der Kragen geplatzt und ich musste sehr tief durchatmen um Ruhe zu bewahren!
Abends ist Helena fast nie hier, sie fährt zu Freunden Duschen und geht anschließend mit ihnen Essen. Ich genieße diese Zeit, wandere auf der Farm herum und stelle mir vor, wie schön alles werden wird wenn.........
Unico steht abends auf seiner Koppel, ich gehe duschen in mein Freiluft Badezimmer, das ich mit Unico teile.
Ist eigentlich ganz schön, Seife und Handtuch ist auf der Steinmauer platziert, über mir der Sternenhimmel, das Wasser aus dem Schlauch ist bacherlwarm.
Da ich hier nichts mehr abschließen kann, ist Restaurant am Abend nicht drin, doch selbst ist die Frau, heute bereite ich mir ein Luxusdinner, schöne Langustinos vom Grill, Kräutersauce, Salat, frisches Weißbrot und ein guter Rotwein.
Doch irgendwie war es doch nicht so einfach, - zuerst baute ich eine kleine Feuerstelle, dann sammelte ich kleines Holz und dürre Ästchen, das Feuer musste ja schön klein bleiben, die Brandgefahr ist derzeit extrem!
So fertig, anzünden, -- lieber doch zuerst noch Gießkanne mit Wasser bereitstellen, - sicher ist sicher!
Mein kleines Feuerchen brannte sofort lichterloh, etliche Funken flogen hoch, doch Gott sehr Dank nicht zu weit. Ich getraute mich nicht mehr nachzulegen, für meine 5 Langostinos wird es wohl reichen! Die Dinger kommen in den Klapprost und über die Glut, brutzelt es?  - nein, aber es duftet, also werden sie schon garen.
In der Dunkelheit sehe ich nicht, wie weit mein Essen schon fertig ist, Taschenlampe muss her, - tape im Dunkel um das verflixte Ding zu finden, - Klack und gluck, gluck, gluck, meine schöne Flasche Casa Antiga Reserva, ist umgefallen und ergießt sich über meine gestapelten Putzmittel! Sch...., doch jetzt schnell zum Grill,  da braucht es noch mehr Hitze, versuche das Gitter tiefer zu platzieren, schwupps, mein köstliches Essen landet in der Glut! Sch....doch Gott sei Dank haben Langostinos Schalen, die Sauce war perfekt, der Salat ebenso, im Endeffekt hat alles köstlich geschmeckt!
Am nächsten Morgen sagte mir Helena, dass eine Maus bei ihr in der Küche Selbstmord begannen hatte, - das Tierchen hatte den Verschluss einer Ölflasche durchgebissen und sich dann im Öl ersäuft. So wie das ganze gestunken hat, dürfte dieser tragische Todesfall aber schon Wochen zurück liegen,...

Fortsetzung folgt

Mittwoch, 24. August 2011

Chaos pur

Jede Baustelle erreicht ein Stadium, wo man nur mehr denkt, oh mein Gott, das wird nie etwas! Damit meine ich natürlich nicht jene Baustellen an denen ein neues Haus gebaut wird, - da war vorher nichts und man freut sich dann jeden Tag zu sehen wie das neue Haus wächst.
Beim Renovieren alter Häuser ist das ganz anders, - da war da gerade noch ein Haus, wenn auch alt und häßlich, und plötzlich ist alles weg, - dort wo man gestern noch ging, ist heute ein Graben, man stolpert über Baumaterial, Schutt, Schläuche und Sandhaufen, das tägliche Leben verlangt improvisitations Talent Ende nie,............


Gott sei Dank ist das nicht die erste Baustelle dieser Art, die ich manage, sonst würde ich jetzt nur mehr hier sitzen und mir die Haare raufen! Ich glaube die Bilder sprechen für sich!
Der Schuttberg ist schon riesen groß, und der Baggerfahrer, soll damit einen neuen Zufahrtsweg zum Haus anlegen. So schön der Mann auch Löcher graben kann, das Baggerfahren ist nicht gerade seine Stärke! Er möchte entlang der Einfahrt, die großen ausgegrabenen Steine platzieren, - bastelt eifrig mit einem Stein herum, 100 Manöver, der Stein liegt, - und schwups purzelt er wieder in die Grube, das Spiel beginnt von vorne,....ich verliere die Nerven, kann da nicht mehr zusehen, gehe in den Wald Alfarobas sammeln, - das beruhigt!
Als ich das Abends Marc mitteile, lässt er nächsten Tag den Bruder selbigen Baggerfahrer kommen und der versteht sein Handwerk, - Stein aufnehmen, hinlegen, sitzt, - es gibt also auch in Portugal Künstler unter den Baggerfahrern.
Schlussendlich flog auch noch das Dach weg, jetzt kann ich vom Wohnzimmer aus den Sternenhimmel betrachten! Nur meine 6m2 große Rumpelkammer hat noch ein Dach, frage mich aber langsam, kann das technisch noch bestehen bleiben?, doch wo soll ich hin mit all meinem Klumpert? Ich hoffe, die schaffen das irgendwie, den anderen Teil des Hauses einzudecken, den Boden zu verlegen und die Wände zu verputzen, damit ich dann von dem 6m2 Zimmer auf der einen Seite, zu dem 6m2 Zimmer auf der anderen Seite übersiedeln kann!!!!
Trotzdem bin ich positiv gestimmt, jetzt kann alles nur mehr besser und schöner werden! Alles wird neu sein, ohne Schmutz und Ungeziefer, es wird noch seine Zeit dauern, doch es wird schön werden, mit vielen liebevoll geplanten Details.


Fortsetzung folgt......

Ein Garten soll entstehen

Meine Vorliebe für mediterane Pflanzen, ist mit ein Grund, warum ich mich hier in Portugal so wohl fühle. Leider gibt es hier auf der Quinta keine einzige Kulturpflanze, alles was hier wächst, gedeiht an der ganzen Algarve ohne menschliches zutun, die einstmals vorhandenen Zitrusbäume wurden von den Pferden erledigt!
Die endgültige Anlage des Gartens wird wohl Jahre dauern, aber Zitronen, Mandarinen und Orangen wollte ich gleich stationieren um möglichst bald ernten zu können.
Zufällig entdeckte ich bei einem Baggerunternehmen, einige verstaubte Exemplare in Töpfen, der Preis war günstig, der Mann wollte sie auch zustellen, also schlug ich zu.
2 Tage später tuckerte der Kleinlaster an, und ich hatte meine ersten Bäume hier, - aber wie pflanzen?
Es ist schon in Österreich eine mords Schinderei, einen großen Baum händisch zu pflanzen, hier ist das undenkbar für mich, denn diese Erde hat für mich unverständliche Eigenschaften, .......sie ist rot bis ocker, in den Unterschiedlichsten Schattierungen, wird in der Hitze beinhart wie Beton, sobald sie nass wird, schmiert sie wie Seife und klebt an jedem Werkzeug fest, .....also ich würde sagen, ein reiner Lehmboden, ganz klar, sieht aus wie Lehm, hat alle Eigenschaften von Lehm, die ganze Farm ist auch voll von riesigen Steinen, also lebe ich auf Granit. Irgend wie komisch war nur, dass ca 2km von meinem Haus, Marmor abgebaut wird, ich dachte unglaublich wie nahe hier Granit und Kalkgestein zusammen sind!
Als ich vor einigen Tagen zum Baggerfahrer sagte, - so ein riesen Granitbrocken, den du da heraus holen musst, - schaut er mich ganz entgeistert an und meint, no, no, - das ist alles Marmor, schöner rosa Marmor, die Senora wohnt auf Marmor, Granit gibt es mehr im Norden! Na sowas, wie kommt dann der Lehm zwischen den Marmor? Das, das ist kein Lehm, das ist Erde!Aha!
Also weder meine Portugiesisch noch meine geologischen Verständnisse reichen aus, um das zu verstehen.
Laut meinen Schulkenntnissen, die allerdings schon einige Jahre zurück liegen, hat Kalkgestein einen sehr porösen durchlässigen Boden, - der Boden hier ist aber das genaue Gegenteil!
Wie auch immer, Fakt ist, dass man beim Pflanzen extrem große Löcher graben muss, ansonsten sitzt die Pflanze wie in einem Topf aus dem kein Wasser abfließt und die Wurzeln verfaulen.
Während ich noch herum fragte, um einen günstigen Mann zum Löcher graben aufzutreiben, traf der Bagger ein um die Gräben für die Wasserleitungen zu ziehen.
Bäume pflanzen, kein Problem, in der Mittagspause grub er mir flugs die Löcher, wobei er riesige Steine ans Tageslicht beförderte, - also händisch wäre das ein hoffnungsloses Unterfangen gewesen!


Das war für mich auch eine Lektion für die Zukunft, ohne Bagger wird nichts mehr angepflanzt! Trotzdem schuftete ich den ganzen Nachmittag um die Bäume einzupflanzen. Jeder Baum erhielt noch eine Scheibtruhe alten Pferdemist, die ausgegrabene Erde musste noch von den kleineren Steinen befreit werden, doch spätabends war es geschafft, meine Mini Zitrusplantage stand!
Ich denke, sie werden alle gut wachsen, obwohl sie noch etwas struppig aussehen, nur mein kleiner Zitronenbaum macht mir etwas Sorgen, - alle Bäume hatten schöne feste Wurzelballen, es war Schwerstarbeit sie aus den Töpfen zu bekommen, - nur der kleine Zitronenbaum fiel fast aus seinem Topf und hatte kaum Wurzeln. Während ich sein neues Bett gestaltete, sprach ich so mit ihm, ob er denn hier wachsen wird, und dass ich mir besondere Mühe gebe ihm einen schönen Platz zu bereiten. Plötzlich roch ich ganz intensiv, süß und aromatisch, herrlichen Zitronenduft. Oh Gott, jetzt ist der Baum beim Transport irgendwo abgebrochen, - ich untersuchte den Baum ganz genau, fand nichts, nicht den kleinsten Kratzer, auch der Geruch war verschwunden. Es war als ob der Baum mit seinem Duft zu mir gesprochen hätte!
Fortsetzung folgt....

Sonntag, 21. August 2011

Althaus -da gibt es beim Umbau immer Überraschungen!

Also ich habe wirklich Glück mit meinen Arbeitern, 2 Bulgaren und ein älterer Portugiesischer Maurer, vollbringen wahre Kunststücke. Um mehr Licht und Luft ins Haus zu bringen, muss ein Fenster vergrößert und einige Durchgänge und Türen angehoben werden. Als der alte Putz abgeklopft war, sah man erst, was uns da bevorstand! Diese alten Häuser sind ja nur aus Steinen und Erde errichtet, Maschinen standen damals auch nicht zur Verfügung, also bediente man sich zur Abstützung der Mauerdurchlässe einer speziellen Technik.
Sobald die Seitenwände fertig sind, wird das Fenster (Türen genauso), oben mit einer langen Steinplatte verschlossen. Darüber wird aus 2 Steinplatten ein Dach errichtet und anschließend alles mit kleinen Steinen ausgefüllt. Will man dieses Konstruckt nun Vergrößern, ist das eine äußerst gefinkelte Angelegenheit, da die Steine ja nicht vermauert sondern nur mit Erde aufgefüllt werden. Ein falscher Stein entfernt, - und das ganze Häusle stürzt zusammen,- über bleibt nur mehr ein großer Erd und Steinehaufen.
Aus ökologischer Sicht, natürlich eine absolut tolle Sache, - erstens haben diese Häuser ein super Klima, - im Sommer kühl, im Winter warm, und Zweitens bleibt beim Abriss Null Bauschutt über, da man sämtliche Baumaterialien dem eigenen Grundstück entnommen hatte (die Dächer waren original mit Schilf gedeckt)
Mir ist ganz schlecht geworden, als die Arbeiter, - wie beim Mikado spielen, Stein für Stein entfernt haben.
Ich habe zu Helena gesagt, wir dürfen heute nur flüstern damit das Haus nicht einstürzt.
Die Arbeit am Küchenfenster dauerte 3 Tage, ich hab alles in Bilden festgehalten.
Nach dieser Operation, habe ich beschlossen, die Innentüren nicht zu erhöhen, ich kann gerade durchgehen und größere Besuche müssen halt den Kopf einziehen!
Ein weiteres eher witziges Detail kam bei der Zerlegung des Badezimmers zum Vorschein. Es hat ja kein einziger Abfluss mehr funktioniert, alles hoffnungslos Verstopft, man sollte meinen, mit Haaren und schmutz, aber nein! Einer der Arbeiter rief mich als er die Rohre abmontierte und zeigte mir das Desaster, - die Rohre waren alle zugewachsen!Ein total verfilztes dichtes Wurzelgeflecht durchzog alle Rohre!
Die Pflanzen sind auch nicht blöd und nutzen in den heißen, regenlosen Sommermonaten, jede Möglichkeit um an Wasser zu kommen.
Da man die Rohre hier oft ohne Dichtungen verlegt, tritt natürlich Feuchtigkeit aus, die feinen Würzelchen folgen der Spur des erfischenden Nass und zack sind die Abflüsse zugewachsen.
Auch unter den Bodenfliesen des Hauses fanden sich jede Menge Wurzeln, die Fliesen waren ja einfach auf der blanken Erde verlegt. Obwohl das Haus eigentlich trocken ist, gibt es in der Erde noch geringe Restfeuchte, die von den Wurzeln der umliegenden Bäume genutzt wird. Jetzt war mir auch klar warum der Fußboden so buckelig war, an manchen Stellen richtig aufgeworfen!
Ich muss einmal ein ernstes Wort mit meiner riesigen Eiche reden, sie steht nur 4 m neben dem Haus, ist über 200 Jahre alt und durch die Nähe des Hauses schon ziemlich schief! Vielleicht kann ich ihr ein Angebot machen, - ich baue ihr eine schöne Stütze und sie hebelt dafür das Haus nicht mit den Wurzeln aus!




Fortsetzung folgt...

Freitag, 19. August 2011

Dschungelcamp und Wolfgang Ambros

Nicht nur die mangelnden Häuslichen Umstände vermitteln in einem Camp zu wohnen, - sobald man den näheren  Bereich des Hauses verlässt, befindet man sich im Dschungel! Jetzt währe es eigentlich an der Zeit die Alfarobas zu ernten, doch es ist alles so verwuchert, dass man die kostbaren Früchte nicht erwischt!
Inzwischen habe ich mich schlau gemacht, was denn das Besondere an Alfaroba ist. Ich kenne diese Früchte schon von Kind an, sie wurden im Winter auf den Marktständen als Bockshörndeln verkauft. Der Baum heißt bei uns auch Johannisbrotbaum.
Alfaroba gedeiht nur in der Nähe der Küste auf dem Meer zugewandten Hängen. Die Früchte sind sehr gesund und enthalten viele Mineralstoffe und Spurenelemente. Frisch geerntet schmecken sie süß und etwas nach Caramel. Die Pferde sind verrückt danach, sollen aber täglich nicht mehr als ein halbes Kilo fressen, da sehr viel Zucker in den Alfarobas ist.


In Portugal enthält jedes Pferdemüsli auch Alfarobas und derzeit sind alle Portugiesen fleißig am sammeln, überall hört man das Tock Tock, der Bambusstangen, mit denen die Früchte von den Bäumen geklopft werden. Die Leute hier bekommen 4.- Euro für einen Sack mit 20 Kilo, wenn man in Portugal Alfaroba im Geschäft kauft, kostet der Sack 13.- Euro, wenn man in Deutschland im Internet Pferdeshop Alfarobas kauft, kostet umgerechnet ein 20 Kilo Sack 80.- Euro. Da sieht man wieder wo Cash gemacht wird, - die Leute, die schwer arbeiten und das Alfaroba ernten, bekommen im Vergleich einen Pappenstil!
Ich sammle also fleißig um für die Pferde einen ausreichenden Vorrat anzulegen, doch zuerst muss ich mir meistens den Weg freischneiden, alles ist mit Dornengestrüpp verwuchert! Wehe man kommt mit den Haaren in dieses Gestrüpp, es verhedert sich sofort alles und man kommt nicht mehr los.
Jetzt habe ich schon eine Technik entwickelt, wie ich mit Hilfe einer langen Astschere den Dingern zu leibe rücke, jeden Tag gewinne ich einige Meter freier Fläche, - eigentlich schade, denn nur mit dem Auge betrachtet hat mein Dschungel auch etwas unheimlich Schönes, Verwunschenes.
Neben den Alfarobas gibt es unzählige Feigen und Olivenbäume, die auch alle beschnitten und vom Gestrüpp befreit werden müssen. Brennholz werde ich jedenfalls genug haben, ich muss mir nur noch eine Motorsäge kaufen, um alles klein zu schneiden, - oder doch besser eine Kreissäge?

Jedesmal wenn ich dann einen Olivenbaum frei geschnitten habe, summe ich vergnügt das Lied von Wolfgang Ambros vor mich hin,.... sitz unter an Olivenbam, es is so onders als daham...

Donnerstag, 18. August 2011

Eine enorme Schufterei- und Portugiesische Zwangspausen

Seit ich hier angekommen bin, schufte ich wirklich unglaublich, aber es tut mir gut! Ich spüre meinen Körper wieder, sei es auch nur durch Muskelkater, die Hosen sitzen wieder bequem und zwicken nicht im Bund, - und als ich neulich Hafer für Unico eingekauft habe, war ich total perplex, mit welcher Leichtigkeit ich nun wieder einen 30kg Sack aus dem Auto hole!
Jeder hat mir immer geraten, kürzer zu treten und zu relaxen, - jetzt habe ich Ruhe gehabt, das ist nichts für mich, da wird man nur alt, unbeweglich und schlapp. Nun fühle ich mich wieder frisch, fit und stark.
Dass mir die ganze Arbeit nicht zu viel wird, dafür sorgt eine Portugiesische Eigenheit, die mich unheimlich nervt, -Almoca - Mittagessen. Die Portugiesische Hauptmahlzeit ist Mittags und die Mittagspause ist heilig! Man weiß nie genau, wann wer mittag macht, also stellt man sich am Besten darauf ein, zwischen 12h und 16h niemanden zu erreichen.
Es passiert mir immer wieder, dass ich zu einigen Besorgungen, den Berg hinunter nach Tavira, Olhao oder Faro fahre und dann vor verschlossenen Türen stehe, - selbst bei Großunternehmen!
Doch mit Badetasche im Auto, ist es für mich halb so schlimm, 5 Minuten weiter fahren und ich liege wie ein German Tourist am Strand, ein, zwei Runden schwimmen, - das Wasser hat schöne 24Grad, - dann erfrischt zurück zum Auto, jetzt hat wieder alles geöffnet!
Die Mittagspause führt zu eigenartigen Auswüchsen, jeder hier in Portugal, der illegal etwas transportiert, ein Auto ohne Pickerl fährt usw. ist zwischen 13h und 15h unterwegs, da macht auch die Polizei "Almoca" und man wird sicher nicht angehalten!
Im Häuschen lebe ich jetzt sehr eingequetscht, ganze 6m2 hat man mir gelassen, die Telefonkabel habe ich gerade noch gerettet und wieder zusammengebastelt, ich konnte es fast nicht glauben, aber das Internet funktioniert. Man kann übrigens alle Bilder auf meinen Blogs anklicken und vergrößern, dann kann man auch die Details meines Kabel Kunstwerkes bewundern.
Die "Küche" habe ich nun total im Freien, - ist aber im Sommer kein Problem, brauche sie ohnehin nur um Kaffee und Salate zu machen. Nach längerem Diskutieren, konnte man sich nun doch einigen, dass die Haustoilette noch so lange stehen bleibt, bis die neue Außentoilette fertig ist. Als Dusche dient mir der Pferdewaschplatz, - Gott sei Dank, habe ich ihn schon vor Wochen frei geschnitten, er war total zugewuchert!


Nun genieße ich am Abend die Outdoor Dusche, das Wasser aus dem Schlauch ist bacherlwarm!
Fortsetzung folgt.......

Mittwoch, 17. August 2011

Auf einmal geht alles schnell

Marc bringt endlich sein Angebot vorbei, -die Nacht vorher, hatte ich Alpträume und bin zigmal aufgewacht.
Anscheinend wusste mein Unterbewusstsein schon, das die Renovierung viel zu teuer wird, - und die nächsten Jahre, in diesem halb verfallenen Haus ohne Sanitär und Elektrik zu verbringen, - das wäre wirklich ein Alptraum!
Marc hat sich wirklich Mühe gegeben, alles im Detail beschrieben und in Preisgruppen eingeteilt. Ich werde blass, hohle tief Luft, - aus der Traum vom Renovieren, das Angebot war noch viel teurer als ich ohnehin befürchtet hatte!
Da heißt es immer in Portugal baut man so billig, - ja man kann hier wirklich spottbillig bauen, aber halt Portugiesisch, hält ca 3 Jahre, im Winter ist alles voller Schimmel, man heizt alles beim Dach hinaus, das sowieso meistens irgendwo leck ist und tropft. Portugiesen finden das nicht weiter schlimm, die 3 Wintermonate werden irgendwie mit viel Agua dente (Schnaps) überstanden und dann hat man wieder 9 Monate schönes Wetter.
Ich will aber ein Haus, das auch im Winter trocken und gemütlich ist, ich will ein gut isoliertes Dach, ich will ordentliche Fenster, ich will einen Fußboden mit Dampfsperre, ich will trockene Mauern, und, und,
 und.....
Ja lieber Marc, danke für dein Angebot, leider, leider, ist es nicht leistbar! Marc merkt, dass ich am Boden zerstört bin und fragt freiweg, wie viel Geld ich maximal zur Verfügung habe. Ja nicht mehr viel, das Grundstück war sehr teuer, und ich muss den Rest des Kaufpreises noch die nächsten 3 Jahre abstottern.
Jetzt lass mal den Kopf nicht hängen, sehen wir uns an, was sich machen lässt, du hast doch gesagt, dass du in Österreich schon selbst Häuser renoviert hast, was könntest du alles selbst machen?
Ja, eine ganze Menge, Putz abklopfen, Dach abdecken, Fließen legen, Holz streichen, Wände streichen, alles Besorgen, aufräumen, Fugen verputzen, ich bin eigentlich für vieles zu gebrauchen.
Nachdem Marc auch Gartengestaltung macht, biete ich ihm noch alte Feigenbäume als Gegengeschäft an.
Wir tüfteln den ganzen Vormittag herum, Qualitätsabstriche, möchte ich auf keinen Fall machen! Aber Solarpanele müssen nicht sofort sein, Terrasse und Vordach können auch noch warten........Mittag sind wir uns einig und besiegeln per Handschlag unsere Abmachung!
So Helga, sag ich mir, jetzt aber flott alles organisieren, der Auftrag für die Fenster muss unterschrieben werden, Fliesen müssen bestellt werden, WC, Badewanne, Waschbecken.... ich hab Marc versprochen, alles pünktlich zu organisieren, damit seine Arbeiter nicht aufgehalten werden.
Die Fensterfirma mit dem poetischen Namen "Mestre Raposa", - Meister Fuchs, verkauft Deutsche Qualitätsfenster und agiert auch als Firma so, wie ich es von Österreichischen Unternehmen gewohnt bin.
In 2 Tagen habe ich das Angebot, der Techniker kommt gleich mit und nimmt die original Maße. Die einzige Änderung, meine Fenster schrumpfen aus Kostengründen auf die Hälfte.
Der Rest ist chaotisch Portugiesisch, - da war ich schon überglücklich, eine richtig große Baufirma gefunden zu haben, , mit allem drum und dran, was man zum Hausbau so braucht, dachte noch, ich verhandle mal gut, vielleicht sind einige Prozente drin wenn ich alles hier kaufe, mal sehen ob die schöne Fliesen und Dachziegel haben.
Ich spaziere unbehelligt 2 Stunden herum, finde super Bodenfliesen, genau das was ich gesucht habe, antike Dachziegel gibt es auch, Armaturen von Grohe,... Herz was willst du mehr.
Als ich mich dann anstelle um meine Bestellung aufzugeben, heißt es erst wieder einmal Nummer ziehen und warten. Nach 45 Minuten bin ich an der Reihe und zeige dem Verkäufer alle Produkte die ich haben möchte, - mit dem in Portugal üblichen Verkaufsgespräch, bei dem über alles mögliche, nur nicht über das Geschäft geratscht wird, dauert die Prozedur eine weitere Stunde. Dann verschwindet der Verkäufer im Büro, um die Preise zusammen zu suchen, dauert wieder 30 Minuten, dann erklärt er mir, dass er mir für einige Artikel keine Preise sagen kann, weil die Firmen gerade auf Urlaub sind, er wird mich in den nächsten Tagen anrufen, - auf den Anruf warte ich heute noch, - und eigentlich, meinte er, könnte ich auch noch nach Spanien fahren, ist ein schöner Ausflug, und dort gibt es sehr preiswerte Fliesen!!!!  Wen wundert es da noch, dass Portugal in der Krise ist!!!!!
Ich fahre wirklich nächsten Tag nach Spanien, es sind ja nur 40 Kilometer, aber die Fliesen sind dort weder schöner, noch billiger, - lediglich der Diesel kostet nur 1,24 Euro, während man in Portugal derzeit 1,48 Euro bezahlt. Spät Abends, auf dem Rückweg, ruft Marc an, - meine Leute kommen morgen um 7h früh und fangen erst einmal im Wohnzimmer an.
Hilfe, jetzt hatte ich mich gerade etwas eingerichtet, Internet funktioniert, Kühlschrank und Tisch, einige Schüsseln und Gewürze, Kaffeehäferl und Wasserkocher, - das ist ja wie ein Überfall!
Noch in der Nacht zerstöre ich mein trautes Heim und schleppe alles nicht unbedingt Nötige in die Holzhütte.




Die Männer sind wirklich pünktlich hier, 5 Mann legen los und ich bin nur am flitzen meine wenigen Habseligkeiten in Sicherheit zu bringen, es staubt unheimlich, alles ist mit rotbraunem Puder bedeckt, der Staub dringt durch jede Ritze, sogar mein 6m2 Zimmer, in dem mein Bett steht... meine Jacken, Bücher, alles, alles, ist mit einer dicken Staubschicht überzogen, - am Abend liegen alle Wände frei!