Mittwoch, 19. Dezember 2012

Weihnacht in Portugal

Eines genieße ich hier unglaublich, - vor dem 1. Dezember ist hier absolut nichts von Weihnacht zu merken!
Keine Dekorationen, keine spezielle Straßenbeleuchtung, kein einziger Ton eines Weihnachtsliedes, kein Weihnachtliches Angebot in den Geschäften.
Dies ändert sich am 1. Dezember schlagartig, es ist als ob tausende Heinzelmännchen eine ganze Nacht lang durchgearbeitet hätten, von einem Tag auf den anderen gibt es geschmückte Straßen, Auslagen und Restaurants. Die Supermärkte türmen riesige Berge Spielzeug auf und ab sofort gibt es überall "Bollos de Rei!, den berühmten Weihnachtskuchen zu kaufen. Auch die Radio Sender bringen nun das eine oder andere Weihnachtslied, - doch im Großen und Ganzen ist es im Vergleich zu unserer Hektik, sehr ruhig und bescheiden.




Trotzdem habe ich hier oft mehr das "Vorweihnachtsgefühl" als ich es zuhause je hatte! Hier wird es ruhig und still in dieser Zeit!
 Wenn ich dann bei Salzburger Adventmusik, Kaminfeuer und friedlich schlafendem Hund meine Vanillekipferl backe, fühle ich mich unglaublich wohl und heimelig.


Obwohl es gar nicht so einfach ist in Portugal Vanillekipferl zu backen!
 Es fehlte mir einfach alles und dennoch wollte ich meine Freunde hier mit etwas typischem Österreichischen beschenken!
Problem Nr. 1, Mehl, - hier ist jedem Mehl Backpulver beigemengt!
Problem Nr.2, Butter, - die ist hier gesalzen!
Problem Nr.3 Nüsse,- gibt es zwar überall zu kaufen, aber ungerieben!
Problem Nr.4 Vanillezucker, - gibt es hier nur mit künstlichem Aroma!
Wo ein Wille da ein Weg, Freunde brachten aus Österreich Mehl und Nüsse, Vanillezucker habe ich mit echten Schoten selbst gemacht, und Butter ohne Salz gab es bei Aldi zu kaufen.
Also schritt ich munter zur Tat, doch nun hatte ich ein Problem mit meiner neuen Söhnlein Waage!
Normalerweise steht Söhnlein für Qualität, doch ich habe die Waage in Portugal gekauft und so hat sich das Deutsche Präzisions Instrument anscheinend Portugiesischen Verhältnissen angepasst und zeigt die Gewichte nur Mais or Menos, also mehr oder weniger an! Wenn man leicht auf dieses Ding von einer Waage klopft, zeigt sie je nach Laune gleich 10 dkg mehr oder weniger an.
Ja um Himmels Willen wie sollte ich da 375g Mehl und 214g Butter auswiegen?
Also mischte ich alles einfach nach Gefühl zusammen und weil ich dann schon so müde war, hatte ich plötzlich einen Gedankenblitz, - kein Mensch hier in Portugal kennt Vanillekipferl! Warum also diese Mühe mit dem Kipferl formen, Stangerl gehen doppelt so schnell und schmecken sicher genau so gut!




Gedacht getan und im Nu waren 4 Bleche köstlich schmeckender Vanillestangerl gebacken!
In den nächsten Tagen werde ich meine süßen Gaben bei den jeweiligen Krippen platzieren.

Die Krippe ist hier das Weihnachtssymbol schlechthin. Ob in Geschäften, Parks, öffentlichen Plätzen und privaten Hausgärten, überall werden Krippen aufgestellt.


Dazu muss man die Portugiesische Weihnacht verstehen,- hier kommt kein Weihnachtsmann und auch kein Christkindl oder Engel.
 Hier wird das Jesus Kind geboren, es wird am 24. Dezember in die Krippe gelegt!
Am heiligen Abend geht man zur Christmette und wenn die Familie dann zurück nach Hause geht, stürmen die Kinder zuerst zur Krippe um zu sehen ob das Christus Kind schon drinnen liegt. Denn das Christus Kind bringt Licht in jedes Haus, Liebe für die Herzen der Erwachsenen und Geschenke für die Kinder.
So wünsche ich nun allen Lesern dieses Blogs, das auch sie am 24. Dezember ein Christus Kind in ihrem Heim vorfinden das sie reich mit Licht und Liebe beschenkt!




Fortsetzung folgt............

Montag, 17. Dezember 2012

Verrückt?

Irgendwann sagte ich zu meiner Freundin Lea, einer resoluten, welterfahrenen Schweizerin, - also weißt du Lea, manchmal habe ich das Gefühl ich treffe hier nur verrückte Leute!
Na Hallo,- meinte Lea, - bist du nicht auch verrückt, oder ist es normal das eine Österreicherin mit 4 Pferden in eine fast Ruine an die Algarve übersiedelt?
Ok, - so habe ich das noch nie betrachtet, für mich hat sich das eigentlich ganz normal angefühlt!
Lea ist lustiger weise mit einem Linzer verheiratet, pendelt zwischen Genf und der Algarve, hilft und fördert junge Künstler, wann immer sie kann und hat in ihrem Garten eine wunderschöne Glas Pyramide errichtet, in der wir uns regelmäßig zum Yoga treffen.
Wenn ich meinen neuen Bekanntenkreis so betrachte, muss ich wirklich feststellen, es ist schon sehr eine illustre Gesellschaft!

Adrian und Marie haben eine wunderschöne Villa hoch über den Hügeln von Sao Bras. Doch anstatt ihren Ruhestand zu genießen, arbeiten die beiden rund um die Uhr um die Welpen die sie aus dem Müll retten aufzupäppeln und an gute Plätze in Europa zu vermitteln. Ach Helga, meinte Marie, - meine Perser Teppiche habe ich schon lange auf den Dachboden verstaut und sieh hier, mein schöner Bösendorfer Flügel, die Hunde haben alle 4 Beine fast durchgenagt! Aber was soll es, zum Klavier spielen habe ich ohnehin keine Zeit, ich habe oft dreißig Hunde im Haus! Doch irgend jemand muss sich doch um all das vierbeinige Elend hier kümmern!







Egli hat einen erfolgreichen Studien Abschluss in Philosophie und Französisch in der Tasche, jätet im Sommer Unkraut in den Gärten der reichen Villenbesitzer um das nötige Taschengeld zum Leben zu haben.
Wir sitzen in jeder freien Minute zusammen, philosophieren über Gott und die Welt, lachen und träumen und freuen uns einfach über die Sonne und das Meer.




Jutta hat portugiesischen Kleinstbauern auf die Sprünge geholfen ihre Bio Gemüse Produkte richtig zu vermarkten. Nun kann man jede Woche eine volle Kiste Gemüse für nur 5 Euro kaufen.
Achim baut gerade eine Trüffel und Pilze Zucht im Hinterland der Algarve auf, Nico zimmert verbissen an seinen Modul Holzhäusern, Martin erprobt Bio Spritzmittel aus natürlichen Ölen an den Orangenbäumen an der Algarve,- jeder einzelne hat seine Visionen.
Auch Esther hat alles in Deutschland hinter sich gelassen, beschäftigt sich hier mit Natur Kosmetik und ihr Freund Valentino aus Guinea Bissau, der zuhause eine riesige Farm mit vielen Angestellten und Arbeitern hat, lebt lieber an der Algarve.
Valentino ist fasziniert von den Steinen hier, aus denen er riesige Skulpturen zaubert. Falls gerade niemand seine Kunstwerke kauft, kommt er auch gerne zu mir um Fliesen zu legen oder Wände zu verputzen.

Eine Gruppe hat ein Theater gegründet, ich war schon gespannt auf die angeblich dreisprachige Aufführung.
Es war ein bezaubernder Abend, mit wunderbarer Musik, phantasievollen Kostümen und Schauspielern die alle je nach Rolle, Englisch, Deutsch oder Portugiesisch sprachen. Das ganze war so gekonnt inszeniert das man mühelos der Handlung folgen konnte und die Schauspieler mussten genau so viel lachen wie ihr begeistertes Publikum.
Wir alle hier leben sehr speziell, sehr individuell, aber wir leben auch sehr lebendig und es gibt immer etwas zum Lachen.

Zu diesem Thema fand ich in der englischen Zeitung ein sehr passendes Zitat von Albert Einstein:
"A question that sometimes drives me hazy;
am I, or ar the others crazy?"
Frei übersetzt, - eine Frage die ich nie durchschaue, - bin ich verrückt oder die anderen?


Eines steht jedenfalls fest, die Menschen die im Hinterland der Algarve leben, lassen sich nicht in festgefügte Normen pressen und es gilt das Motto, - Ist der Ruf einmal ruiniert, dann lebt es sich ganz ungeniert!






Fortsetzung folgt..........

Montag, 26. November 2012

Zauberwörter

Zauberwörter gibt hier viele, doch eigentlich gäbe es sie auch bei uns.
Ruhe, Gelassenheit, Fröhlichkeit, hier werden sie nicht nur gesprochen, hier werden sie gelebt.
Calma, calma, ist eines der häufigsten Wörter hier, was so viel heißt wie, nun mal mit der Ruhe, nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird! Egal was schief läuft, erst einmal heißt es calma!
Daraus resultiert die Gelassenheit und schon wird wieder gelacht und man ist fröhlich!

Ich bewundere die Portugiesen dafür, gerade jetzt in der Krise, die nun schon überall deutlich zu spüren ist.
Immer mehr Geschäfte und Restaurants müssen schließen, dabei plant die Regierung weitere Steuern und Sparmaßnahmen!
Aber calma, man macht etwas mehr schwarze Geschäfte,- wenn die da oben in Lissabon noch mehr Geld von uns wollen, bekommen sie bald gar nichts mehr!


Man rückt näher zusammen, hilft sich gegenseitig. In fast allen größeren Städten gibt es jetzt schon gratis Essensausgaben, für die wirklich armen, die manchmal mit weniger als 200 Euro im Monat auskommen müssen.
Trotzdem verlieren die Menschen nicht den Mut, sind ruhig, gelassen und fröhlich!
Manchmal denke ich, es liegt wirklich nur an der geistigen Einstellung, vielleicht nehmen wir unser Leben zu ernst? Was wir uns oft ärgern, wenn etwas nicht nach Plan läuft, oder unseren Wünschen entspricht.
 Hier gibt es blos ein Schulter zucken, was solls, guck, der Himmel ist blau, komm essen, mein Nachbar grillt gerade sein Schwein!
Auch viele Ausländer die schon Jahre hier leben eignen sich diese Mentalität an. Eine Bekannte von mir, Schweizerin, hat ein riesiges wunderschönes Haus. Als es zu regnen beginnt, flitzt sie in die Küche, die eine Glaspyramide als Dach hat. Ich muss meine 5 Kübel aufstellen, das Dach leckt!
Ich meinte, ja kann man das nicht reparieren? Ach, das habe ich aufgegeben, da muss man sich nur ärgern, morgen scheint eh wieder die Sonne. Komm lass uns unseren Tee genießen, das ist wichtiger, - und wir lachen beide über die farblich abgestimmten Plastiktöpfe, in die es nun plitsch, platsch macht.
Langsam beginnen diese Zauberwörter auch bei mir zu wirken.
 Die Gewitter und starken Regenfälle haben einiges an Schaden angerichtet.
Das neu aufgeschüttete Padock ist zur Hälfte einfach weg geschwommen. Doch was soll es, ich schaufle zurück was geht und freue mich lieber daran, das der Regen nun alles zum grünen und blühen bringt!



Die Pferde durften nach 2 Tagen Padock Aufenthalt wieder, auf die nun grüne Koppel.
Anfänglich wurde eifrig gefressen, ein schönes Bild!


 Doch dann stieß Cleo einen Quietscher aus und eröffnete ein Wettrennen.
Calma, calma Pferde,- rief ich über die Wiese, doch die Antwort der Pferde war nur, - jetzt ist Fröhlichkeit und Lebensfreude angesagt!
Also übte ich Gelassenheit, bewunderte die Kapriolen und Pirouetten der Pferde und freute mich, das sie so gesund und fit sind.




Die frische Wiese ist jetzt ein Sturzacker, aber was solls, der Himmel ist blau, das Gras wird wieder wachsen.


Fortsetzung folgt.........

Samstag, 17. November 2012

Frühling im November

Nach den intensiven Regenfällen ist alles schlagartig grün geworden und wenn dann noch die Sonne vom tiefblauen Himmel lacht, glaubt man es ist Frühling und nicht Mitte November!
Leider hatte mich nun doch die Grippe erwischt, die hier in der Gegend schon seit Wochen zirkuliert.
Es war echt heftig, der Kopf dröhnte, jeder Knochen tat weh, ich konnte kaum einen Buchstaben klar lesen.
Blind testete ich mit dem Biotensor herum und schob alle möglichen Homöopathischen Kügelchen in den Mund.
Meine Pferde mussten versorgt werden und nur einen Ballen Heu  heben, verursachte Herzrasen, das ich dachte in der nächsten Sekunde falle ich tot um!
Einmal rief ich Egle meine Nachbarin aus Litauen zu Hilfe, sie konnte mir zumindest die schweren Scheibtruhen mit dem Mist auslehren. In spätestens 2 Tagen musst du aber gesund sein, - meinte sie, - am Donnerstag fliege ich für 2 Monate nach Hause und vorher müssen wir unbedingt noch einmal gemeinsam an den Strand fahren.
OK, also war ich pünktlich mehr oder weniger gesund,- Schnupfen und Husten begleiten mich noch, aber Fieber und Gliederschmerzen sind weg.


Da ich nicht viel Zeit hatte, fuhren wir nur auf die Ilha in Faro, es war ein strahlend sonniger Tag.
 Ich dachte nur an einen kleinen Strandspaziergang, doch als wir aus dem Auto ausstiegen, sah ich das Egle Handtuch und Bikini dabei hatte. Sag bloß, du willst schwimmen gehen? Why not, lets check the water!
Nun stand ich schön blöd da, ich hatte nicht einmal ein Handtuch im Auto!
Der Strand war Menschenleer, nur einige Fischer hielten ihre Angelruten in die Brandung.
Das Wasser war wirklich warm, herrlich Türkisgrün, die Verlockung war sooo groß!



Egle komm, steig ein ins Auto, wir fahren noch ein Stück, ganz bis ans Ende der Strasse, vielleicht sind dort keine Fischer, dann können wir auch ohne Bikini schwimmen gehen.
Gesagt getan, an der Südspitze der Insel war kein Mensch, blitzschnell zogen wir uns aus und stürzten uns lachend und kreischend in die Wellen.
Total verrückt, total herrlich, ich vergaß meine Grippe, - Mitten im November nackig im Atlantik zu schwimmen, das hat schon was!






Zum anschließenden Fotoshooting waren wir schon
wieder brav abgetrocknet und angezogen.














Immer noch lachend und übermütig traten wir den Heimweg an. Unterwegs trafen wir viele Tiere, die den Tag anscheinend genau so genossen wie wir.






Eine ganze Herde Schafe kam uns auf der Strasse in vollem Galopp entgegen und einige Kilometer weiter sahen wir ein Rudel junger Schweine. Sie dürften irgendwo ausgebrochen sein, sprangen mit Bocksprüngen über die Strasse, schnappten hier ein paar Eicheln, zupften dort ein paar Gräser, - Lebensfreude pur!
So eine fröhliche Gruppe dachte ich, wie kann man so etwas nur umbringen und essen!
Nun ja, früher habe ich auch mal Schinken und Schnitzel gegessen, - heute kann ich das nicht mehr verstehen.


Das prächtige Wetter hielt nicht lange, eine Gewitterfront zog auf und die war diesmal wirklich heftig!
Es blitzte und donnerte, alles war in gespenstisches blaues Licht gehüllt und wahre Wasserwände fielen vom Himmel. Der Strom viel aus und ich saß bei Kerzenschein vor dem Kaminfeuer.
Trotzdem war ich unheimlich dankbar, ich hatte ein gutes Dach über dem Kopf und die Pferde standen halbwegs sicher im Stall.
Wenn es vor einem Jahr um diese Zeit so geschüttet hätte, währe dies für meine Baustelle eine Katastrophe gewesen.
Nächsten Morgen hörte ich in den Nachrichten, das ein Tornado über die Algarve gezogen ist, verwüstete Campingplätze, abgedeckte Häuser, ein eingestürztes Stadion und geflutete Keller und Straßen.
Vorsichtig ging ich nach draußen, eine Seenlandschaft umgab mein Haus, doch ansonsten war alles heil.
Die Pferde standen brav in den Boxen, alle Dächer waren ganz und kein einziger Baum war umgestürzt.
Gott sei Dank, es hätte auch anders kommen können.
Da es immer noch schüttete, setzte ich mich an den Laptop und begann den Blog zu schreiben. Dachte dabei gerade an Egle, die jetzt wohl schon im kalten Litauen ist, als ich aus dem Augenwinkel Egle vor meiner Terrassentüre stehen sehe.
Hilfe, ich werde verrückt, ein Phantom, - doch das Phantom lächelte scheu und winkte verlegen vor der Türe.


Egle, was machst du hier, ich dachte du bist schon seit 2 Tagen Zu hause?
Yes, it is crasy, ich habe so lange auf den Flug gespart, doch dann stand ich in Lissabon am Flughafen und dachte, ich kann einfach nicht weg, - der blaue Himmel, der Atlantik, - jetzt bin ich wieder hier, hast du Zeit auf einen Kaffee?
Natürlich hatte ich,- wir lachten und lachten über unsere Verrücktheiten, - alles ist abseits jeder Norm und Vernunft, doch wir leben wirklich, wahrhaft und intensiv!!


Fortsetzung folgt...........

Freitag, 9. November 2012

Halloween und noch mehr Regen!

Mit gespannter Erwartung fuhr ich am 31. Oktober nach Estoi, wo ich in einem Künstler Restaurant zu einer Halloween Party eingeladen war.
Wahnsinns tolle Dekoration, ein irre gestyltes Buffet und total phantasievolle Kostüme, - doch im nächsten Moment dachte ich, - du lieber Himmel, das sind ja alles Grufties hier, mit Ausnahme des Personals und eines Jameikanischen Sängers war ich wohl die Jüngste hier!
Als dann noch ein klappriges, dürres, altes Männchen mit Gehstock, mühsam seine Jacke auszog und hinter dem Schlagzeug Platz nahm, sank meine Stimmung, - das kann ja heiter werden!!!!!
Ja,- man soll nicht immer so viel denken, - der Abend war echt Spitze!
Die Männer hinter den Instrumenten wechselten sich reihenweise ab, der Koch, der Restaurant Besitzer, diverse Gäste, einer besser als der andere, eine tolle Jam Seccion!
Irgendwann im laufe des Abends, dachte ich, - ja, die alle sind im Alter der Roling Stones, sie haben zwar alte Körper, aber sie leben und machen irre gute Musik, lachen, tanzen, singen und sind fröhlich!

Als ich nächsten morgen aufwachte, erwartete mich anstatt des versprochenen blauen Himmels, strömender Regen. Jetzt war wirklich "Land unter!"
Der Wetterbericht hier gleicht einem Lotterie Spiel, oft wird die Prognose fünf mal am Tag geändert!






Das einzig zuverlässige hier ist das Satelitenbild. Wenn im Umkreis von Portugal keine Wolken zu sehen sind, dann haben wir blauen Himmel, - doch dazu brauche ich  keine Metereologen, das kann ich auch selbst sehen!
Sollten jedoch Fronten aufziehen, weiß keiner so genau bescheid, - alles ist möglich! Ich habe 5 verschiedene Programme auf Internet, jedes meldet etwas anderes. Schlußendlich bleibt nur der Blick zum Himmel, - Hilfe es kommt rabenschwarz, schnell Heu und Pferde in die Boxen, gerade geschafft und der Himmel öffnet seine Schleusen im wahrsten Sinn des Wortes.

So schüttet es nun immer wieder wie aus Kübeln, alle Weiden sind geflutet, ich musste die Pferde auf ein kleines Padock zurück sperren, sonst währen meine Koppeln nur mehr ein Sturzacker.




Dabei hat es 22 Grad und das Gras sprießt wundervoll! Wenn Pferde lesen könnten, würde ich ja ein Schild aufstellen mit "Achtung frische Rasensaat, betreten verboten!" Leider können sie nicht lesen und so hilft nur ein stark geladener Elektro Zaun.
Die Pferde stehen dahinter und betrachten mit sehnsüchtigen Augen das frische Grün. Ich kann sie so gut verstehen. Täglich sage ich ihnen, - Geduld meine Lieben, die Sonne kommt wieder, alles wird trocken und bald habt ihr eine wunderschöne Weide!


Eigentlich braucht man hier gar nicht viel Geduld, alles wächst so schnell, alles entwickelt sich so schnell!
Rückblicke helfen mir selbst geduldig zu bleiben. Gerade fand ich ein altes Foto, gerade ein Jahr alt, doch wenn ich es mit dem heutigen Zustand vergleiche, liegen wirklich Welten dazwischen.

Also denke ich , wenn ich schon in einem Jahr so viel geschafft habe, - wie schön wird es dann erst in einigen Jahren sein, - nur Mut Helga, es wird!










Fortsetzung folgt.....

Sonntag, 28. Oktober 2012

Endlich Regen!

Während Österreich diesen Sommer fast täglich seine Gewitter Dusche erhielt, blieb es hier fast 6 Monate Staubtrocken. Abgesehen davon, dass mich nun schon das tägliche Gießen nervte, bekam ich gelegentlich etwas Sehnsucht nach dem Geruch von Regen, feuchter Erde, tropfenden Blättern und Pfützen.
In der Wettervorschau wurde schon oft Regen angekündigt, doch bis es dann soweit war, hatte sich die Front wieder aufgelöst, oder so wie Ende September, über Spanien statt Portugal entleert.
Da war ich allerdings froh,- ich hatte schon alles "Regenfest" verstaut, die Planen über dem Heu festgezurrt um dann enttäuscht fest zu stellen, es hat über Nacht nur etwas getröpfelt, gerade genug um den Staub zu binden. Doch als ich am nächsten Morgen in den Nachrichten hörte, das Sintflutartige Regenfälle in Andalusien 8 Todesopfer und Schäden in Millionenhöhe verursacht hatten, war ich den Spaniern den Regen nicht mehr neidig!
Doch jetzt war es auch an der Algarve soweit und es begann total sanft! Zuerst nur feinster Sprühregen, dann gemütlicher Landregen und erst am zweiten Tag begann es richtig zu schütten.
Gerade einige Tage vorher wurde am Haus endlich die Dachrinne befestigt, genau rechtzeitig.


So saß ich mit Hund und Katz gemütlich im Haus, während die Pferde in den Boxen ihr Heu mampften und lauschte glücklich dem Brausen des Regens.Der nächste Morgen war herrlich, es roch wunderbar feucht und über die Berge zogen dicke Nebelschwaden vom Meer herauf, der erste Nebel den ich seit zwei Jahren zu Gesicht bekomme.


Was ich aber über den trockenen Sommer längst vergessen hatte, sind all die Unannehmlichkeiten, die Regenwetter in dieser Region bringt! Da es so selten regnet, ist man nicht darauf eingestellt. Man müsste alle Wege befestigen Drainagen verlegen und vieles mehr. All dies ist in Mitteleuropa selbstverständlich, doch hier hat man bestenfalls den guten Vorsatz, doch bei strahlend blauem Himmel ist alles schnell wieder vergessen.
Also balanciere ich auf dem rutschigen Lehmboden mit meiner Heu Scheibtruhe vorsichtig Richtung Pferdestall und bleibe prompt stecken!


Auf dem Rückweg läuft mir ein kleiner Hund zu, total nass und zitternd, springt mir vor Begeisterung gleich in die Arme und wir landen beide im Dreck! Noch halb liegend sehe ich Anny mein Katze auftauchen, - leider sieht es der Hund auch und fegt hinter der Katze her. Die rettet sich fauchend und knurrend auf den nächste Holzpfahl, das bringt natürlich Cid aufs Tapet, der nun seinerseits hinter dem keinen Hund herjagt um seine Anny zu verteidigen. Die Schlammschlacht geht weiter, - ich versuche die fauchende kratzende Anny in Sicherheit zu bringen, doch beide Hunde springen nass und Lehm verschmiert an mir hoch. Also setze ich Anny auf den nächsten Baum und bugsiere den total schmutzigen Cid ins Haus. Schnell ein Stoßgebet zum Himmel, dass Cid in seinem Zustand nicht aufs Sofa springt und nun zurück zum kleinen Hund. Der hat es sich schon auf meinen Sitzpolstern bequem gemacht, die nun die längste Zeit Lachsrosa waren!


Alles, aber wirklich alles ist eingesaut, zu guter letzt suhlen sich noch die Pferde in den Schlammpfützen. Besonders Ventania stürzt sich mit Begeisterung in die kleinen Seen die sich auf der Koppel gebildet haben und schlägt mit den Hufen das es nur so spritzt. Filho sieht zuerst fassungslos zu, doch dann probiert er auch.
Anfangs zögerlich und vorsichtig, doch in Kürze findet er es herrlich und die beiden spritzen 5 Minuten um die Wette.
Bald ist der Himmel wieder blau und bei leichtem Wind und 24 Grad trocknet alles schnell wieder ab.
Jetzt beginnt das große Putzen, Pferde, Hund, Schuhe, Terrasse Türen und Haus, alles muss von den roten Lehmspuren befreit werden.
Doch als Belohnung ist die Koppel über Nacht grün geworden und die Pferde rupfen mit Begeisterung die jungen Grasspitzen ab, ein schönes Bild, ein schönes Gefühl.


Schnell sind Dreck und Schlamm vergessen, der Vorsatz alle Wege zu schottern wird auf später verschoben. Spätestens beim nächsten Wolkenbruch, werde ich wieder daran denken, wie praktisch es doch wäre mit sauberen Schuhen den Stall zu erreichen.
Irgendwann werde ich auch dieses Problem in Griff bekommen, dann wird es gleich doppelt so schön sein, wenn es regnet.

Fortsetzung folgt........

Dienstag, 16. Oktober 2012

Tausend Kleinigkeiten

Der Sommer war wirklich schön, alle meine Gäste waren begeistert, wir feierten tolle Feste auf der neuen Terrasse mit freiem Blick in den weiten Sternenhimmel, doch für mich ist noch lange nicht alles so, wie ich es gerne hätte!
Es sind die berühmten Kleinigkeiten, die fehlen, oder auch praktische Dinge, die den täglichen Ablauf mit den Pferden erleichter.
Während ich noch vor einigen Monaten in Glückseligkeit über fließendes Wasser, ein Dach, Fenster und Türen schwelgte, stapfe ich nun herum und denke, hier fehlt noch das, dort wäre es schön einen großen Blumentopf zu platzieren, hier wäre ein Bänkchen passend, das Dach braucht eine Regenrinne, der Reitplatz ist eine Holperbahn, die Feigenbäume müssen in Form geschnitten werden, dort fehlt noch etwas Kies, die Zufahrt braucht einen neuen Belag, bei dem kleinen Steinhäuschen sollte zumindest das Dach gerichtet werden, damit ich den hässlichen Ziegelhaufen davor entfernen könnte, der Heustadel ist ein Witz, das Dach leckt, die Futterkammer ist eine schreckliche Baracke, das Haus für die Wasserpumpe steht kurz vor dem Zusammenbruch, und, und, und,-......ich könnte Seiten mit meinen kleinen Wünschen füllen!
All mein Geld ist bereits investiert, nun geht es nur mehr in Mini Schritten vorwärts, doch umso mehr Freude macht es, wenn man wieder eine dieser Kleinigkeiten erledigt hat!

So bekamen die Pferde nun endlich ein super befestigtes Padock. Gerade rechtzeitig, bevor der erste Regen kommt und sie Knöcheltief im roten Schlamm versinken. Momentan wird es noch, - da trocken,- freudig zum Wälzen benutzt, - übrigens ein Zeichen, dass sie sich auch wirklich wohl fühlen.







Dieses Wohlfühlen kann ich auch an den Zunehmenden Rundungen der Pferde beobachten. Filho hat endlich wieder eine normale Figur, seine Mähne wächst gut und er liebt es der "Mann" bei seinen Damen zu sein.
Natürlich muss er sich bei seinen zwei Frauen immer ganz hinten anstellen, doch wehe ich gehe mit Unico an der Koppel vorbei! Da macht der kleine Kerl einen selbstbewussten Kragen und plustert sich auf als wäre er der Leader Hengst von Portugal! Nun ja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm und zumindest das Macho Gehabe hat Filho von seinem Papa geerbt!



Ein weiterer Dorn in meinen Augen, war die halbfertig verputzte Terrasse, sah in meinen Augen einfach unmöglich aus. Marc mein Baumeister verlangt nun für alle Extras wahnsinnig hohe Preise, anscheinend will er nun endlich Geld verdienen, nachdem der Umbau kein lukrativer Job für ihn war. Ich wäre es ihm von Herzen vergönnt, doch meine Finanzen spielen nicht mit!
Zum Glück habe ich Victor gefunden, eigentlich ein Künstler aus Guinea Bissau, der wunderbare Steinskulpturen anfertigt, jedoch zum Überleben auch etwas Butter aufs Brot braucht!
Er hilft mir nun, für kleines Geld, meine kleinen Wünsche zu realisieren, - 1,2,3, war das Gemäuer verputzt, gestrichen habe ich es selbst, - wir haben Spaß bei der Arbeit und ich kann wieder mein Portugiesisch verbessern.


Apropos, Portugiesische Sprache, - das ist immer noch ein riesen Thema für mich, lerne ich es doch ausschließlich im do it yourself Verfahren! Manchmal muss ich wirklich lachen, zu welchen Irrtümern es hier kommt!










Schon vor vielen Jahren fragte ich Paulo in Escaroupim, - sag mal, tambem, heißt doch" auch"?
 Warum sagen die Portugiesen andauernd auch, auch wenn es komplett nicht zum Text passt? Paulo meinte, nun ja, für die Portugiesen ist halt immer alles auch! Verstanden habe ich dies trotzdem nicht,- dachte immer-, Helga, wenn du auch einmal absolut grundlos, auch, auch, sagst, - dann kannst du wirklich Portugiesisch!
Ich sage immer noch nicht grundlos auch, doch nun habe ich zumindest dieses Geheimnis entschlüsselt!
Portugiesen sprechen schnell, schlampig und die Hälfte wird verschluckt! So verstand ich immer tamben,wenn jemand sagte estar bem! Die Bedeutung ist Grundverschieden, - estar bem, schlampig gesprochen als tabem, bedeutet soviel wie, - ist gut, ist in Ordnung! OK, nun ist mir vieles klar!


So gesehen war es mir auch keine große Hilfe, das aus Büchern gelernte im Alltag zu praktizieren, kein Mensch verstand mich, da sich das gesprochene Portugiesisch absolut vom Lehrbuch unterscheidet.

Der Versuch es ins Deutsche zu übersetzen ist ohnehin ein Witz!
Kürzlich fragte ich den Installateur, ob er mit der Arbeit an der Pumpe schon fertig ist? In Lautschrift geschrieben lautete die Frage, - scha schta?, die Antwort war, - scha, scha! So etwas findet man in keinem Lehrbuch! Würde wörtlich übersetzt auf Deutsch lauten, - es befindet sich schon?, die Antwort, - schon, schon!
Vielleicht kapiere ich diese irre Sprache einmal, vielleicht auch nicht! Für den Alltag reicht es momentan, ansonsten sprechen wir hier ohnehin ein Mix, einen Salat aus allen möglichen Sprachen, doch man versteht sich und das ist die Hauptsache!




Wir alle haben eine große Gemeinsamkeit, - der Wunsch nach Licht und Sonne, die Möglichkeit sich noch Mitte Oktober in die nun warmen Atlantikfluten zu stürzen, die herrlichen Herbstblüten zu genießen, wo anderen Orts bereits der Winter auf der Lauer liegt!

Es ist einfach schön hier und wird noch schöner, wenn alle tausend Kleinigkeiten erledigt sind!


Fortsetzung folgt.........

Samstag, 6. Oktober 2012

Der Straßenhund

Das ist ein Thema, an dem man leider in Portugal nicht vorbei kommt, speziell wenn man auf dem Land lebt.
Als ich die 2 jungen Podengos letzten Februar mit nach Österreich nahm um Plätze für sie zu suchen, wurde ich von manchen Menschen gefragt, - ja muss den das sein?
Die Tierheime in Österreich sind übervoll, da brauchen wir nicht noch zusätzlich Hunde aus dem Ausland einzufliegen!
Ich bin der Meinung, ja es muss sein und werde, wann immer ich kann, weitere Hunde nach Österreich vermitteln. Ich weiß es ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, es gibt tausende Straßenhunde und sie vermehren sich rasant.
Kein Hund verdient es in einem Tierheim zu wohnen, weder in Österreich und schon gar nicht in Portugal, denn diese Anstalten hier verdienen diesen Namen nicht.
Gott sei Dank gibt es hier an der Algarve einige Ausländer, die unermüdlich daran arbeiten, zumindest die jungen Hunde einzusammeln. Die Hunde werden aufgepäppelt, geimpft, gechipt und nach Holland, England oder Deutschland geflogen.
Warum diese Arbeit? Wir sehen hier die Straßenhunde, die nicht das Glück hatten als Welpen gefunden zu werden. Es bricht einem das Herz.
 Sie sind scheu und verschwinden sofort in den Büschen, wenn man näher kommt, sie sind es gewohnt, das Menschen Steine nach ihnen werfen und sie verjagen.
Spät am Abend streichen sie um die Mülltonnen, in der Hoffnung etwas fressbares zu finden.
Neulich hat sich so eine arme Kreatur auf mein Grundstück verirrt. Der kleine Kerl tapste über Unicos Koppel. Ich sperrte Cid ins Haus und versuchte das Hundchen zu locken, platzierte Wasser und Futterschüsseln.
Langsam fasste er Vertrauen und kam näher. Mein Herz zog sich zusammen, Tränen standen in meinen Augen, ich stammelte nur entsetzt, - ach du armer Hund, du bist ja nur mehr ein Häufchen Elend.
Ein knochiges Skelett, das Fell räudig, die Haut voller Beulen und Verletzungen, ein Schwarm Fliegen begleitete ihn. Er schaute mich schüchtern aus seinen tränenden Augen an, verjagst du mich auch nicht?
Schnell holte ich die Butterdose aus dem Kühlschrank und der Hund begann vorsichtig zu schlecken, nach einiger Zeit schlich er wieder davon.
Ich rief Adrian an und fragte ihn, ob wir dem Hund irgendwie helfen können. Nein das können wir nicht, so enden sie alle, wenn wir sie nicht rechtzeitig finden und vermitteln können.
Sie verhungern, bekommen Räude, werden von Zecken und Ameisen aufgefressen und irgendwann sind sie dann tot.
Ja, es gibt auch in Österreich arme Hunde, doch solche Bilder bekommen wir in Österreich nie zu Gesicht!









































Ich habe mir schon oft den Kopf zerbrochen, wie
man diese Situation den ändern könnte. Die Portugiesische Regierung bräuchte nur die bei uns übliche Hundesteuer einzuführen und eine Kastrationspflicht verhängen.

Doch das hätte Wahrscheinlich zur Folge das schlagartig zehntausende Hunde auf die Straße gesetzt würden, da sich die meisten Portugiesen
weder weitere Steuern noch Tierärzte leisten können.
Ich bin ratlos, das einzige was ich tun kann, ist immer wieder zu versuchen, dem einem oder anderen Hund eine Reise nach Österreich zu ermöglichen.
Vielleicht öffnen sich mit der Zeit die Herzen der Menschen und sie erkennen, dass auch ein räudiger Straßenköter ein fühlendes Wesen ist.




Fortsetzung folgt.........

Samstag, 22. September 2012

Ende der Sommerpause

Im Sommer ruht die Algarve, sogar die Natur hält ihren Sommerschlaf!
 Während bei uns in Österreich alles blüht und gedeiht, steht hier alles still. Die Blumen hören auf zu blühen, alles zieht sich zurück und ruht.
Die Firmen haben geschlossen, die Vögel dösen im Schatten, Hunde hängen faul herum, das einzig lebendige sind die Touristen, der Flughafen spuckt täglich hunderte neue aus!
Ich genoss sie auch, diese Zeit der erzwungenen Faulheit.
Doch Anfang September erwachen die Lebensgeister langsam wieder. Schlagartig sind die Strände leer, man bekommt wieder Parkplätze direkt am Strand. Dabei ist noch immer herrlichstes Sommer Wetter und die Nächte sind so lau, dass man bis Mitternacht ohne Jacke auf der Terrasse sitzen kann.
Das Meer wird endlich richtig warm, man möchte am liebsten stundenlang schwimmen.
Doch nun heißt es wieder Ärmel hochkrempeln und alles aufarbeiten was den Sommer über liegen blieb.
Der Brand hat mich etwas aufgerüttelt, mir fiel wieder ein, dass mein Haus immer noch nicht versichert ist.
Doch wie alles hier in Portugal, ist auch das abschließen einer Versicherung eine endlose Prozedur.
Eigentlich war ich schon vor 10 Monaten im Büro des Maklers, doch er wollte Fotos vom fertigen Haus sehen.
 Nun war das Haus fertig und ich reichte alle geforderten Unterlagen ein. Ich weiß nicht mehr wie oft ich in diesem Büro war, immer wieder fehlte ein Detail, - wie zum Beispiel der genaue Abstand zu meinem Nachbarn. Also bin ich brav durch die Büsche und über Mauern geklettert um die Entfernung abzuschreiten.
Hab dann nochmals auf Google alles nachgemessen, - wozu das alles?
Der Makler erklärte geschäftig, das muss alles nach Lissabon gesendet werden, dann wird die Prämie errechnet und ich bekomme ein Angebot,. hochkompliziert!
Mein Haus enthält nur Fakten, die die Prämie erhöhen! Baujahr 1941, wird teuer, der nächste Nachbar mehr als 100m entfernt, wird teuer, ihr Haus liegt isoliert! Was, ihr Dach ist nicht aus Beton? Holzbalken, - oh das wird teuer!
Nun ja, ich wartete dann einmal gespannt auf das Angebot, das mir per Mail zugestellt werden sollte.
Nichts kam, - nach einigen Wochen fuhr ich dann nochmals seufzend ins Büro. Ah, Senhora Helga, gut das sie kommen, wir können ihnen kein Mail senden, es kommt immer wieder zurück!
Wieso, das gibt es doch nicht, sie haben doch die Kopie meines Reisepasses, ich sagte ihnen doch, - nur meinen Namen und @gmail.com
Ganz selbstsicher drehte der Makler, der nur Englisch mit mir sprach, seinen Bildschirm in meine Richtung um mir die retournierten Mails zu zeigen. Ich sah auf die Adresse und musste lachen, - alles wurde an Helga. Österreich gesendet!!
Ich fragte den verdutzten Typen auf Portugiesisch, ob er denn Jose Portugal heiße? Nein natürlich nicht!
Als ich ihn dann  aufklärte, wurde er  etwas verlegen und bequemte sich nun doch auf Portugiesisch mit mir zu sprechen.
Das soll nicht heißen, dass ich schon gut Portugiesisch spreche, aber doch meistens besser als die Portugiesen Englisch! Mein Problem ist nur, dass die Portugiesen mein Portugiesisch nicht verstehen.
Fragte ich neulich einen Arbeiter, der nicht mit seinen Kollegen zum Mittagessen ging, ob er denn Vegetarier sei? Nein, nein, war die Antwort, - ich bin Portugiese.
Aber wir lernen alle dazu,- der Makler weiß jetzt, dass Österreich ein Land in Mitteleuropa ist und der Arbeiter weiß jetzt, dass ein Vegetarier nicht ein Einwohner des Landes Vegetaria ist und ich habe endlich mein Haus versichert.

Doch nicht nur ich werde wieder aktiv, auch mein Garten erwacht zu neuem Leben, alle Pflanzen treiben neue Blätter als ob es Frühling währe. Tausende neue Blüten und Blättchen zeigen sich und sogar der Gemüsegarten belebt sich wieder. Die Tomaten haben neue Triebe und meine Kürbise produzieren eine zweite Ernte.


Höchste Zeit neue Bäume zu pflanzen und alles gut mit Kompost versorgen. Den Dünger produzieren meine Vierbeiner zur genüge, ich muss damit nicht geizen.



Langsam wird auch Zeit, dass die Pferde nicht nur Mist produzieren, sondern auch etwas arbeiten.
Sie werden zunehmend frischer, toben und springen in den kühlen Morgenstunden über die Koppel das es nur so staubt.
Dieser Staub hielt mich bislang noch vom Reiten ab, - die letzten Regentropfen fielen Anfang Mai.
Doch nächste Woche soll es endlich einige Tage regnen. Das bedeutet hier nicht Kälte und Matsch, es wird 22 Grad haben und der Staub ist endlich weg, - herrliches Wetter zum Reiten!




Fortsetzung folgt,........

Montag, 3. September 2012

Pferdefutter

Die Beschaffung von Pferdefutter in entsprechender Qualität, ist hier in Portugal ein generelles Problem.
Je länger ich hier lebe, desto mehr werden mir die Zusammenhänge klar!
Ich denke unsere Österreichischen Bauern wären auch in Portugal in der Lage ein erstklassiges Heu zu produzieren, doch die Klima verwöhnten Portugiesen hatten es anscheinend nie nötig Achtung und Sorgfalt auf die Futterproduktion zu verwenden.
Mir ist jetzt klar warum das Heu im südlichen Portugal gelb wie Stroh ist, - man wartet mit der Ernte einfach so lange, bis auch die schönste grüne Wiese dürr ist. Das geht im Mai eigentlich ruck zuck, gerade war alles noch frisch und grün, doch zwei Wochen Trockenheit und Hitze genügen und alles ist dürr und braun, - nun wird geerntet. Das erspart natürlich jedes Heuwenden, - hier wird einfach nur geschnitten und am nächsten Tag kommt die Presse, das war es dann auch schon.
Heu aus dem Norden Portugals zu kaufen, ist auch keine Lösung. Dieses Heu ist zwar wunderschön grün, doch ich ärgere mich jedesmal grün und blau, wenn ich die Heuballen aufschneide, - was da alles zum Vorschein kommt!
Farne und Laubäste, als hätte man mitten im Wald gemäht, Disteln und Brombeer Ranken, lassen mich um die empfindlichen Pferdemäuler zittern und manchmal erscheint ein Paket schimmliger Wurzeln und Erde.
Mit dem Stroh ist es auch nicht viel besser, denn anscheinend werden die meisten Felder nicht geackert bevor man die neue Saat ausbringt. So habe ich zur Zeit wunderschönes Gerstenstroh, das allerdings stark mit Sonnenblumen, die anscheinend vorher auf dem Feld kultiviert wurden durchsetzt ist.
Es ist einfach reine Schlamperei, doch die Portugiesischen Pferdebesitzer kennen es  nicht anders und bezahlen ohne zu murren Höchstpreise für das Rauhfutter.
Ich bin den Händlern schon ein rotes Tuch im Auge, da ich immer wieder reklamiere, den ganzen Schrott in Säcke packe und damit in ihren Geschäften auftauche.
Man steht dann Köpfe wiegend, mit besorgter Mine um den Haufen herum, - - sehr bedauerlich, aber wie kann das sein, alle anderen sind zufrieden, nur die Senhora Helga nicht!!!
Jedenfalls kostet es mich enorme Zeit und Geld, jeden Heuballen sorgfältig aufzuschütteln und alles Gelumpe auszusortieren, dabei wächst mein Komposthaufen gewaltig, das Geldtascherl leert sich.
Wie wichtig Rauhfutter  für die Pferde ist, machen mir meine Pferde täglich klar. Ich denke wir füttern generell viel zuviel Kraftfutter.
Ich habe mir lange den Kopf darüber zerbrochen, warum die Pferdeknödel auf der Weide binnen 24 Stunden in Brösel zerfallen, - ich denke nun habe ich das Geheimnis gelüftet!
Zuerst dachte ich die Pferde haben Würmer, aber alle sind sorgfältig entwurmt, die Weiden werden täglich abgemistet, zusätzlich zerstören Hitze und Trockenheit alle Wurmlarven. Dann dachte ich kurzfristig, es ist hier generell so, dass die Vögel jeden Mist zerpicken, doch dann fand ich alte Knödel von Helenas Pferden, die auch noch nach einem Jahr unversehrt auf der Wiese lagen.
Plötzlich begriff ich den Zusammenhang, - Helenas Pferde bekamen immer zuwenig Futter, verdauten das wenige anscheinend gründlich, somit gab es für Vögel und Käfer im Mist nichts mehr zu finden!
Ich beobachtete meine Pferde genauer und siehe da, meine Ahnung wurde bestätigt! Cleopatra, die weil ohnehin zu dick, kein Kraftfutter bekommt, macht Knödel, die auch am nächsten Tag noch Knödel sind.
Ventania, die ich vollstopfe, weil sie immer noch zu dünn ist, produziert zwar auch Knödel, aber bereits nach einer Stunde ist alles ein einziger Fladen!
Des weiteren fand ich den Zusammenhang zwischen Futter und Mähne schrubben von Filho und Unico.

Beide schrubben nicht, wenn sie kaum Kraftfutter bekommen, ein kleiner Becher mehr reicht allerdings schon aus, um binnen zwei Tagen für eine gescheuerte Mähne zu sorgen.
Das sich dies nicht nur auf das Kraftfutter bezieht, konnte ich bei Unico deutlich feststellen. Als ich im Frühsommer sein Kraftfutter auf nur ein kleines Händchen voll reduzierte, weil ich ihn nun endlich einmal rund  genug fand, wuchs seine Mähne sofort prächtig nach.
Ende Juli wurden die Alfarobas reif und Unico futterte jede Nacht fleißig auf seiner Koppel, - im Nu war die Mähne wieder weg und die Pferdeknödel zerfielen zu Brösel!
 Mit Hilfe der Nachbarn wurden schleunigst alle Bäume auf Unicos Koppel abgeerntet, - darauf stellte er sofort das Scheuern ein.
Jetzt habe ich das gleiche Problem mit den Feigen. Die kann ich weder ernten noch herunterschütteln bevor sie reif sind. Jede Nacht höre ich Unico unermüdlich an den Feigenbäumen arbeiten und jede reife Frucht die zu Boden fällt wird sofort verspeist, - dementsprechend furchtbar sieht die Mähne aus, ich hoffe er bekommt keinen Zuckerschock!
Ganz ohne Kraftfutter komme ich dennoch nicht aus, Ventania muss einfach zugefüttert werden, da sie mit Cleopatra zusammen steht, kann ich nicht mehr Heu geben, ansonsten würde Cleopatra verfetten.


Also habe ich 10 Säcke vom besten aller Kraftfutter in Lissabon bestellt und Ventania gleich eine ordentliche Portion  gegeben.
Sie hat bloß angewidert in den Trog geschnaubt, nach dem Motto, was mutest du mir da zu und sich sofort dem Heu zugewendet!
Jetzt stehe ich da mit meinen schönen 10 Säcken, das gab mir irgendwie zu denken!





Über Jahrtausende wurden Pferde mit Hafer gefüttert, doch vor ca 25 Jahren war das plötzlich nicht mehr gut genug! Pellets kamen auf den Markt, die ersten Müslies tauchten auf, dann kamen die ganzen Futtermittel Ergänzer und man fühlte sich wie ein Banause wenn man seinem Vierbeiner nicht die ganze Palette einverleibte!

Durch Ventanias Reaktion, sah ich auf einmal auch die Paralelen zu unserer menschlichen Ernährung! Geht es uns nicht ähnlich, wenn wir das Angebot in unseren Supermärkten durchstreifen?
Ventania bekommt jetzt ganz wieder einfach normalen Hafer, der ist hier wunderschön und Dank des trockenen Klimas nicht verpilzt wie in Österreich.
Anscheinend brauchen Pferde nur ordentlich produzierte Grundnahrungsmittel, so wie wir Menschen auch!
Zurück zu einem einfachen, natürlichen Leben, das ist nicht nur mein Motto, die Pferde ziehen mit.

Fortsetzung folgt.......

Samstag, 18. August 2012

Die Fülle des Sommers

Gleich vorneweg, mein Haus hat sich nicht mit weiteren Tieren gefüllt, lediglich das winzige Kätzchen Annie hielt Einzug. Der aus dem Feuer gerettete Hund hat einen guten Platz auf einem eingezäunten Gelände gefunden und Leo der rote Kater, hat sich so vor dem winzigen schwarzen Wirbelwind, Annie, so gefürchtet, dass er am nächsten Tag das Weite suchte. Ich hoffe er findet ein gutes Zuhause, zum futtern gibt es ja für Katzen in der Wildnis reichlich, also brauche ich mich wenigstens nicht um sein Überleben sorgen!
Ja und Annie, winzig klein, langbeinig und dünn, hält mich genug auf Trab.

Erst hatte ich furchtbare Angst, dass Cid sie verletzen könnte, denn er rast wie wild hinter jeder Katze her.
Doch Annie fauchte ihn tapfer an und nun möchte ich fast sagen, die beiden sind befreundet!
Manchmal denke ich, ich muss die Katze retten, wenn ihr winziger Kopf in Cids Maul verschwindet, das nächste Mal wird mir bang um Cid, wenn Annie mit ausgefahrenen Krallen mitten in seinem Gesicht landet.











Die beiden zu beobachten ist spannender als der Beste Film!





Im Haus muss ich mich kräftig auf die Beine stellen um meine Rechte zu waren. Das Bad gehört ohnehin schon Annie, alle Regale sind abgeräumt, sämtliche Klopapier Rollen in winzige Schnipsel zerfetzt!
Als nächstes machte sich Annie über meinen neuen Lehnsessel her, - man kann sich herrlich hinter dem Polster verstecken und zum Schlafen ist es auch sehr bequem!




Nächsten Morgen fand ich Cid grinsend fröhlich zusammengerollt auf dem Lehnsessel, - wenn die Katze darf, darf ich wohl auch!!!!
Er sah mich ganz entsetzt und nicht verstehend an, als ich ihn mit der Zeitung eins aufs Hinterteil prackte und ihn zu seinem Hundeplatz schickte.
Nun ist der Sessel Verbotszone für beide, gleiches Recht für alle!

Ansonsten genieße ich den Sommer in seiner ganzen Fülle. Mein Garten quillt über mit Bio Gemüse, Tomaten, Zuchini, Gurken, Melanzane, Fisolen, Kürbis, Kartoffel, Melonen, alles wächst so reichlich, dass ich großzügig, säckeweise die Nachbarschaft versorge.


Die Arbeit ruht, es ist zu heiß, die Pferde werden langsam rund, dösen im Schatten und schlagen sich die Bäuche mit Alfarobas voll.
Die kühlen Stunden reichen gerade zum Ausmisten, Füttern, Garten gießen und gelegentliches Longieren,
der Rest des Tages gehört der Hängematte oder dem Strand!
Langsam freue ich mich schon auf den Herbst, - wieder täglich reiten, weiter am Haus basteln und neue Pflanzen setzen, doch momentan ist Pause!




Abwechslung gibt es genug, der August ist das Monat der Feste an der Algarve. Jedes noch so kleine Nest veranstaltet sein Sommerfest und man hat die Qual der Wahl, was man zuerst besuchen sollte.
Das Festival de Serra, mit seinen Ständen voll Kräuter, Honig, Käsen und süßen Leckereien, oder das Festival de Marisco in Olhao, einer kleinen Hafenstadt.









Ich besuche sie alle und mir gehen die Augen über, ob dieser Fülle. Ich glaube ich habe noch nie im Leben solche Berge von Shrimps, Langusten und Austern gesehen, wie auf dem Festival de Marisco.



Gegrillt, gesotten und gebraten, mit Reis und Gemüsen, in urigen Tontöpfen, alles um 7 bis 8 Euro pro Portion, es ist einfach jammerschade, dass man so schnell satt wird.


Gott sei Dank reicht hier das sommerliche Angebot bis weit in den Herbst hinein. So darf ich mich bis Ende November über süße Trauben, Melonen, Erdbeeren (zweite Ernte), Pfirsiche und Khaki freuen, das Meer wird erst jetzt so richtig warm und lädt bis Dezember zum Schwimmen ein und dann ist es eigentlich nur ein klinzekleiner Sprung, bis im Januar schon wieder die Mandelbäume blühen.


Eigentlich lebt es sich wirklich gut in einem Land mit so viel Sonnenschein, - ich hoffe nur inbrünstig, dass mein Brunnen auch weiterhin genug Wasser hat um all den Überfluss zu ermöglichen.








Fortsetzung folgt...............