Montag, 23. Juli 2012

Der Waldbrand

Gerade hatte ich Besuch von meiner Tochter und ihrem Freund, - gemütliche Tage mit vielen Strand Ausflügen, - zu Dritt war Garten gießen und Pferde versorgen im Nu erledigt.
 Etwas wehmütig brachte ich die beiden zum Flughafen und fuhr zurück Richtung Alportel. Über den Bergen stand eine große Wolke, - komisch, es war kein Regen angesagt.
Oh mein Gott, da muss es irgendwo brennen, die Wolke steht genau über meinem Wohngebiet, - Pferde und Hund sind alleine Zuhause, - ich gab Vollgas und hätte fast einen Unfall gebaut.
Links und rechts von der riesigen grauen Wolke entstanden plötzlich Kumolus Wolken und ich beruhigte mich wieder, es wird wohl eine komische Wettererscheinung wegen der Hitze sein.
Nur wenige Kilometer vom Haus entfernt, läutete das Handy, meine englische Nachbarin Christine. Helga wo bist du, es brennt, ich kann die Sonne nicht mehr sehen! Gleich zu hause, ich gab wieder Vollgas, schon war ich da, Pferde, Hund, alles in Ordnung, doch die Sonne war wirklich nur mehr als düstere rote Scheibe zu erkennen.
Ich versorgte in Windeseile Tiere und Garten und suchte im Internet verzweifelt nach Informationen.
OK, es brennt, aber in 40km Entfernung, kein Grund zur Sorge, erst mal in Ruhe schlafen!
Tag 2, die Rauchwolken blieben, es gab keinerlei Informationen, - ich telefonierte mit allen Bekannten, jeder gab mir andere Auskünfte. Irgendwie verging der Tag mit Arbeit, Internet Suche und hoffen und bangen, dass wohl alles bald vorüber währe.
Es war brennend heiß, wir hatten an die 38 Grad, aber ich war beruhigt, da der Wind aus westlicher Richtung kam und somit das Feuer von meiner Gegend Fern hielt.

Zum Essen hatte ich keine Lust, ich trank nur Unmengen Wasser und überlegte pausenlos, was tun, wenn die Feuermauer kommt. Alles ist Staubtrocken, es hat das letzte Mal Anfang Mai geregnet! Wie sollte ich mit den 4 Pferden flüchten, wo sich doch Unico nicht mit dem Rest der Gruppe verträgt! Was würden die Pferde machen, wenn ich sie einfach frei lasse, - blindlings ins Feuer rennen, noch auf mich hören, oder nur mehr Panik haben?

Das Schlimmste war, dass es keinerlei Informationen gab, - alles was ich an Nachrichten fand, war, - eine schwierige Situation, 500 Feuerwehren, 110 Fahrzeuge, 3 Helikopter, 2 Löschflugzeuge aus Spanien, die Lage ist dramatisch!
Irgendwann ging ich dann doch zu Bett, doch noch halb im Einschlafen, schreckte ich wieder hoch, Rauch, überall Rauch. Ich stürzte ins Freie, man konnte kaum atmen und es regnete Asche. Ich konnte keine 10 Meter sehen, die Pferde wieherten, hinter dem Rauch sah man den Feuerschein am Himmel.

Ich glaube das waren die bangsten Stunden in meinem Leben, ich sprach mit meinen Tieren und wartete das die Nacht vorüber ging.

Schon im ersten Morgengrauen rief ich Adrian und Marie an, ob sie überhaupt noch leben, denn ihr Haus stand noch näher am Brandherd, der sich mittlerweile über 200 000 ha ausdehnte.
Adrian sagte, wir sind Ok, alle unsere Tiere, Pferde und 40 Hunde sind evakuiert, wir kommen gleich zu dir und bringen deine Pferde weg!

So verbrachten wir den Tag, Pferde verladen, wichtige Dinge aus dem Haus räumen, alles brennbare rund ums Haus entfernen! Es gab nach wie vor keine konkreten Informationen, außer dass man von der größten Katastrophe sprach, Löschzüge aus dem 500km entfernten Porto unterwegs sind, noch mehr Flugzeuge angefordert sind und dass es sich um die gefährlichen 3x 30 handelt, nämlich Temperatur über 30 Grad, Wind über 30 kmh und Luftfeuchtigkeit unter 30 Prozent.
Die Pferde waren super, obwohl außer Unico noch keines je in einen Hänger verladen wurde, stiegen alle brav ein und standen anschließend glücklich vereint in ihrem Exil. Windschiefe Boxen aus alten Brettern,- normalerweise würde ich dort meine Pferde keine Minute einstellen, - aber im Moment war ich einfach nur froh, dass sie in Sicherheit waren.

Mir blieb nur noch das Haus zu sichern, ein kleiner Koffer mit Jean und 2 Shirts, Reisepass und Papiere, Cid der Hund, eine Decke ein Polster, - wir waren fluchtbereit und warteten auf die nächste Nacht.

Es knallte und rauchte, aber irgendwie war ich sehr ruhig. Meine 2 häßlichen Fabriken, vor und neben mir, wurden plötzlich zu meinen Verbündeten. Die Gebäude und asphaltierten Flächen, bildeten eine Barriere gegen den Funkenflug und das überspringende Feuer.
In der Früh erfuhr ich, das Adrian und Marie um 4h früh von der Polizei aus dem Haus geholt wurden, das Feuer hatte sich auf 100 Meter den Villen genähert. Sie verbrachten den Rest der Nacht zusammen mit den Enkelkindern, in den Autos am Parkplatz vor dem Supermarkt!
Tag 4, - ich versuchte meine Pferde zumindest etwas im Schritt zu bewegen, - ich wäre fast umgekippt, es war unerträglich heiß, die Pferde schwitzten bereits in den Boxen. Ich wollte nur mehr in den Schatten, ins Kühle.
Doch dann musste ich, an die nunmehr über 1000 Feuerwehr Männer denken, die mit Weste und Helm, Schläuche schleppend, bei viel größerer Hitze in der Nähe des Feuers ihre Arbeit verrichteten.
Sonntag Abend kam dann endlich die erlösende Nachricht, das Feuer ist unter Kontrolle!
Ein Gebiet, so groß wie unser Mühlviertel ist abgebrannt! Es wurde kein Mensch getötet, doch zahlreiche Tiere fielen den Flammen zum Opfer.




Nun habe ich wieder alle Pferde glücklich zuhause, sie waren verschwitzt, und nach der unfreiwilligen Boxenruhe voller Bewegungsdrang! Ein Ausgiebiges Sandbad, ein frischer Galopp und endlich standen alle friedlich ihr Heu fressend auf den Koppeln, - für mich ein unglaubliches Glücksgefühl nach diesen vier schlimmen Tagen!












Ventania und Cleo, kurz vor der Heimfahrt.


































































Fazit von diesem großen Feuer,- es wird gesagt, es war bisher das Größte in Portugals Geschichte,- es hat uns alle näher gebracht. Jeder hat jedem geholfen wo er nur konnte!




Jetzt gibt es viel zu putzen, alles ist voller Asche, aber das ist das geringste nach diesen bangen Tagen!

Für mich hat es wahrscheinlich einen neuen Hund gebracht, - der deutsche Tischler sah, dass der Nachbar vor den Flammen flüchtete und seinen Hund an der Kette hängend zurück ließ. Er kämpfte sich durch das Feuer durch und holte den Hund heraus, rief mich an, - Helga, könntest du ihn nicht nehmen, ich habe bereits sieben Hunde!
Cid war begeistert einen neuen Freund zu haben,- jetzt muss der vierjährige Rüde aber erstmal kastriert werden und dann werden wir sehen wie ich den Alltag mit einem weiteren Vierbeiner manage.
Das Leben hier bleibt weiter spannend,.....




Fortsetzung folgt, .......  

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